Von Eislippen und Pinguinen

Karaffen, Kannen, Saftkrüge, Dekanter,… viele Bezeichnungen für noch weit mehr Variationen dieses Gefäßes. Die folgenden Bilder zeigen eine kleine Auswahl in Glas – formgepresst, mundgeblasen, ungefärbt oder bunt, mit oder ohne Griff, mit kühn geschwungenen Eislippen, die die Eiswürfel am Durchpflutschen hindern, oder mit konventionellem Ausguss…

Starke Farben und schlichte Formen gehen gut zusammen, wie etwa hier bei dieser violetten Kanne mit Eislippe, die von Lindshammar stammt – jener schwedischen Glashütte, die unter der Leitung von Gunnar Ander (1908-1976) viel mit Farben experimentierte und sich so als „die Glashütte mit Farbe“ etablierte:

Christer Sjögren (1926-2008, S) entwarf in den späten 1960er Jahren für Lindshammar eine Krug- und Glasserie in formgeblasenem Glas, für die er sich den Menschen als Maß zumindest dieses Dinges hernahm:

… der eingedrückte Griff liegt perfekt in der Hand. Die Serie nannte er pingvin:

Von Kosta (S) stammt diese kleine Kanne mit Eislippe:

Wie die untere Kanne in braunem Glas mit weitem Ausguss hat auch diese zylindrische einen tief angesetzten Henkel. Sie stammt aus der schwedischen Glashütte Hofmantorps glasbruk. Von 1859-1878 dauerte die erste Ära dieser Glashütte, von 1906-1968 die zweite. Ihre letzten Jahre bis zur Schließung 1976 war die Glashütte unter Hovmantorps glasbruk bekannt:

Ein paar Kannen unbekannter Herkunft:

Diese blaue Karaffe könnte ev. von Holmegaard (DK) sein:

Bertil Vallien (*1938, S) schuf in den frühen 1960er Jahren eine Serie prägnant gebauchter Vasen, Krüge, Schalen in einem ganz typischen Blau für Åfors (S). Hier die kleine Karaffe:

Vom Prinzip her gar nicht so unähnlich, jedoch in dünnem Glas Kjell Blombergs (1931-1989, S) Karaffe von 1957 für Gullaskruf:

Die Karaffe gab es außer in grün auch in Klarglas, in Graublau (indigo), in Violett (ametist), und außerdem in einer höheren Ausführung wie hier auf dem alten Reklamefoto abgebildet:

Ulrica Hydman-Valliens (*1938, S) Karaffe Fine für Kosta Boda:

Ungefärbte Exemplare mit Eislippe:

Vicke Lindstrands (1904-1983) henkellose Karaffe mit Sternprägung am Boden aus der Serie Calypso für Kosta von ca. 1966/67:

Hier eine Printwerbung von 1967 für Gläser aus Lindstrands Calypso-Serie:

Ebenfalls von Vicke Lindstrand stammt diese sehr ungewöhnliche Karaffe mit schräg abgeschliffener, elliptischer Öffnung für Kosta aus dem Jahr 1959. Neben Lindstrands Signatur befindet sich am Boden noch ein eingeritztes „Z“, das vermutlich auf jenen Glasmeister hinweist, der für den Schliff zuständig war, nämlich Arthur Zirnsack (D). Zirnsack arbeitete u.a. für Lindstrand bei Kosta, wo er seine spätere Frau, Hanne Dreutler kennen lernte. Beide gründeten 1977 ihre eigene Glashütte, Studio Åhus, für die dann Vicke Lindstrand etliche Stücke schuf.

Eine bewährte Erfindung sind die sog. Nachttischkaraffen: Eine Karafffe, auf deren Öffnung ein Glas gestülpt wird.
Das bauchige Modell in farblosem Glas mit Sternschliff ist von Kosta und ca. aus den 1920er Jahren, das blaue, optisch geblasene Modell ist einige Jahrzehnte jünger und angeblich von der schwedischen Glashütte Reijmyre (erinnert vom Farbton und von der gedrehten Optik her aber sehr stark an Bertil Valliens Serie Château für Kosta Boda):

Eine Nachttischkaraffe unbekannter Herkunft in rauchgrauem Glas:

Von Ingegerd Råman (*1943, S) stammt diese Nachttischkaraffe für die Glashütte Skruf:

Und weil sie so schön skandinavisch aussehen, hier drei deutsche Entwürfe.
Die ungefärbte Karaffe mit Teakkorken wurde von Klaus Breit (1926-2004) für die Wiesenthalhütte entworfen und im Katalog für das Jahr 1959 als „Flasche 2004“ geführt:

Der braune und der hellrote Saftkrug stammen von Heinrich Löffelhardt (1901-1979) und sind ein Entwurf aus den 1950ern für Zwiesel:

Dieser Krug mit der besonders großen Eislippe wurde um 1955 vom deutschen Industriedesigner Wilhelm Braun-Feldweg (1908-1998) entworfen und trägt den Namen „Jagdhaus“. Ausführende Glashütte waren die Kristallglaswerke Hirschberg, die 1924 in Hirschberg/Schlesien gegründet, nach Essen und weiter nach Allendorf verlegt und schließlich 1974 geschlossen wurden:


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