Pressglas à la Kaj Franck

Der finnische Designer Kaj Franck (1911-1989, SF) war in seiner Gestaltung von Utensilien für die Küche oder die Speisetafel immer funktionell orientiert. Wichtig waren ihm ein praktischer Minimalismus, hochqualitative Ausführung für eine lange Lebensdauer der Gegenstände, einfache und kostengünstige Herstellungsprozesse für leistbare Endprodukte, und Schönheit. Dekor war ihm weitgehend fremd, er spielte lieber mit geometrischen Formen und v.a. mit Farben.

Franck war wichtig, dass auch Serienfertigung optisch ansprechend gestaltet wurde und forderte von gutem Design eine die Geschmacksmoden übderdauernde, zeitlose Formensprache.

Die hier in grün abgebildete Pressglasserie Luna dürfte 1968 entworfen worden und um 1971 bei Nuutajärvi in Produktion gegangen sein. Das Glaswerk arbeitete seit den 1950er Jahren mit Maschinen, deren automatische Bearbeitung der Glasränder zu den für Luna charakteristischen wulstigen Rändern führte. Außer dass dies einen gewissen Schutz gegen Bestoßung bot, wurden die dicken Glasränder ein bewusst eingesetzter Teil des Designs.

Luna wurde in verschiedenen Farben hergestellt, ursprünglich in farblosem, bernsteinfarbenem und grünem Glas, später auch in hellblau, kobaltblau sowie in rauchgrauem Glas. 1987 dürfte die Produktion eingestellt worden sein.

Das Glaswerk Nuutajärvi Notsjö hieß ursprünglich nur Notsjö, da dieser Teil im Südwesten Finnlands damals noch überwiegend schwedischsprachig war (Nuutajärvi und Notsjö sind der finnische bzw. schwedische Name ein und desselben Ortes). Frühe Klebeetiketten führen also nur Notsjö im Namen. Von 1971-77 wiederum wurde Nuutajärvi Notsjö-Glas unter dem Namen der Eigentümerfirma Arabia Wärtsilä verkauft – so auch die hier abgebildeten grünen Luna-Teile.

Unter der Bezeichnung 5601 wurde Francks Glaskrug aus dem Jahre 1954 geführt, hier noch mit dem frühen Notsjö-Etikett:

Das Modell war bis 1971 in Produktion und wurde in vielen Farben hergestellt, teils mit andersfarbigem Griff, teils monochrom. Bernstein, rauchgrau, olivgrün, petrol, kobaltblau waren die üblichen Farben. Die Produktion in rot geschah in kleinerem Rahmen und soll dem finnischen Markt vorbehalten und also nicht für den Export gedacht gewesen sein. Dies lag vielleicht am größeren Arbeitsaufwand bei der Herstellung von roter Glasmasse und – in weiterer Folge – an den höheren Kosten von rubinrot durchgefärbtem Glas.

In diesen Kartons…

…wurden Aschenbecher in Sechsersets verpackt – Häränsilmä genannt, im nicht-finnischsprachigen Raum als Bullseye bekannt:

Franck entwarf sie Mitte der 1950er Jahre, sie waren von 1956-71 in Produktion. Die Ascher wurden unter der Modellnummer 6066 geführt und kamen in zwei Größen.

Auch diese Aschenbecher wurden in vielen Farben hergestellt: Grün, olivgrün, petrol, hellblau, rauchgrau, braun, sowie in farblosem Glas.

Die Möglichkeiten der Pressglaserzeugung kamen Kaj Francks Bedingungen für gutes Design sehr entgegen. Konsequenterweise adaptierte er u.a. seine ursprünglich formgeblasenen Trinkgläser der Kartio-Serie von 1953 für die Pressglasmaschinen.

Hier Kaj Franck vor einigen seiner Entwürfe:

Foto von Erik Granath, abgebildet in Rebecka Tarschys Artikel „Finsk formresa“ in der schwedischen Designzeitschrift form, Nr. 3-4/1961


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