Einer der vielfältigsten Glaskünstler Schwedens war Bengt Orup (1916-96). Mit 17 Jahren begann er seine Ausbildung zum Maler an Otte Skölds Malereischule in Stockholm, die er in Paris an der Académie de la Grande Chaumière und an der Académie Colarossi fortsetzte. In der skandinavischen Moderne nehmen seine Arbeiten v.a. in der konkreten Kunst eine wichtige Position ein.
Periodenweise war das Material seiner Wahl jedoch Glas: Von 1952-62 und von 1967-73 war er künstlerischer Leiter der Glashütte Johansfors (1891-1991), dazwischen arbeitete er von 1963-66 für Hyllinge Glasbruk. 1968 hatte er als Glaskünstler eine Gastprofessur am Royal College of Art in London inne.
Orup schuf Tafelglas-Serien wie etwa Strikt, Stripe oder Party, die damals sehr populär waren und heute gefragte Sammlerstücke sind. Seine Kunstgläser zeichnen sich durch Schlichtheit in der Form aus, beigemengte Eisenschlacken, Metalloxide und Farbverläufe geben der Glasmasse ihre Besonderheit.
Tonerre heißt eine hellgrau opalisierende Serie von 1953 für Johansfors:
Ungewöhnlich farbenfroh sind diese Schalen für Johansfors, bei denen auf den Klarglaskern bunte Farbtupfer überlappend aufgetragen und klar überfangen wurden:
Es ergibt sich ein schönes Schattenspiel:
Eine Variation aus derselben Serie:
Diese Vase mag auf den ersten Blick unspektakulär wirken, mit ihrem grünen Kern mit aufgelegtem dunkelgrauem Netz und daran angelagerten kleinsten Luftbläschen, das Ganze dann klar überfangen… aber das ist ja an sich schon eine Menge für eine Vase, und eine Menge Arbeitsaufwand, bis alles so sitzt, wie es soll:
Ändert man die Perspektiven ein wenig, sieht man, was alles in dieser Vase steckt:
Auch bei dieser kugeligen Vase für Johansfors sind es die Feinheiten, die sie so spannend machen:
Am Hals wurde die Glasmasse „narbig“ belassen:
Das Licht kann sich in den unterschiedlich großen Luftbläschen fangen und vielfach brechen und lässt das Glas je nach Lichteinfall geradezu glühen:
Eine schöne Serie für Johansfors von 1957 ist Tona – Klarglas mit entweder bräunlichem oder blaugraugrünem Verlauf in verschiedensten Formen. Hier die große Schüssel (Ø an der weitesten Stelle ca. 24cm):
Und hier eine Tona-Vase:
Bengt Orup arbeitete auch mit Gravur, wie an dieser Schale zu sehen, die rundum mit feinsten vertikalen Linien graviert wurde: