Im vorangestellten Blogpost ging es um den aufwändigen und komplexen Herstellungsprozess von lupenreinem, völlig farblosem Glas. Hier kommt nun ein wenig Anschauungsmaterial zur Theorie:
Strömbergshyttan in Strömberg (1933-79, S) war für sein extrem brillantes, reines Glas bekannt. Von Asta Strömberg (*1916, S) ca. aus dem Jahr 1957 stammt dieser Entwurf eines wie ein Diamant geschliffenen Kerzenhalters.
Typisch für Strömbergshyttans Glas war ein gewollter leichter Blaustich und sehr exakter Schliff, der das Licht ausgeklügelt brach.
Wie mit allen Errungenschaften ist es auch in der Glasbläserkunst so: Ist erst einmal die höchste Präzision und Perfektion möglich, kann entspannt damit umgegangen oder davon abgegangen werden. Vollkommen geläutertes, bläschenfreies Glas? Kein Thema für Kaj Franck (1911-89, SF) bei dieser Glasserie für Iittala (gegr. 1881, SF) aus der Zeit von 1947-52:
Göte Augustsson (1917-2004, S) arbeitete viel mit Struktur, die durch die Holzkohlemodeln vorgegeben wurde. Diese Serie für Ruda (1920-72, S) aus sehr brillantem, klarem Glas hat glatt polierte Oberseiten, die einen Blick durch das Glas auf die Innenseite der strukturierten Wände erlauben, der Name der Serie ist Demant:
Der vielseitige Bengt Orup (1916-96, S) experimentierte bei Johansfors (gegr. 1891, S) und arbeitete auch mit Gravur:
Ebenfalls von Strömbergshyttan dürfte diese Schale mit eingelegten farbigen Glasfäden stammen. Der Entwurf stammt vermutlich von Gunnar Nylund (1904-97, S) um 1952-55:
Auch in Vicke Lindstrands (1904-83, S) Entwürfen für Kosta (gegr. 1742, S) finden sich zahlreiche Serien, bei denen Glasfäden mit großer Präzision in die gewünschten Verdrehungen geblasen und klar überfangen wurden. Hier eine Vase von 1956:
Bei Lindstrands Sjögräs-Serie (Seegras) von 1955 wirken die klar überfangenen Farbschlieren organisch und schwerelos:
Exaktheit war hier für die Symmetrie der Form und v.a. für die Gravur des Fisches relevant:
Bei Kontur aus dem Jahr 1957 wurde jeweils ein durchgehend von der Öffnung herab laufender, schwarzer Rand eingelegt:
Vor seiner Zeit bei Kosta arbeitete Vicke Lindstrand für Orrefors (gegr. 1898, S). Extrem kristallklares Glas war dort sein Rohmaterial, das er in teils einfache Formen brachte, die gekonnt mit der Lichtbrechung arbeiteten, wie hier das Modell Stella Polaris aus dem Jahr 1939:
Ein Kollege Vicke Lindstrands bei Orrefors war Nils Landberg (1907-91, S). Von ihm sind seine Sommerso-Vasen bekannt, bei denen er mit dem Unterschied der Form von Innen- und Aussenwänden spielte. Dadurch wurde der Hohlraum als Teil des Objektes betont. Diese beiden stammen aus dem Jahr 1957: