Teak (Tectona grandis) ist das Holz schlechthin, das mit skandinavischem Möbeldesign der vorigen Jahrhundertmitte assoziiert wird. Dass gerade Dänemark und Schweden so große Teak-Importeure waren, könnte daran liegen, dass beides Meeresnationen sind: Teak wurde und wird bevorzugt für den Schiffbau eingesetzt, da es so feuchtigkeits-, hitze- und pilzbeständig ist. Und glücklicherweise tat jemand den Schritt vom Schiff- zum Möbelbau.
Auch für Hausrat und Wohnaccessoires eignet sich Teak hervorragend: Schneidbretter, Salz- und Pfeffermühlen, Spiegelrahmen, Besteckgriffe, Topfgriffe, Schüsseln und Leuchtenfüße aus diesem Edelholz waren sehr populär. Und der Ideenreichtum im Umgang mit diesem harten aber im Farbton so warmen, wohnlichen Holz war groß, wie dieser Querschnitt hier zeigen soll.
Mühlen und Streuer für Pfeffer und Salz:
Modelle von Dansk Designs (Design: Jens Harald Quistgaard, DK), R. Nissen/Bodum (DK), Dane Wood (DK), u.a.
Servierbretter:
Modelle von Karl Holmberg i Götene (S) u.a.
Schüsseln und Schalen:
Hier ist die Vielfalt an Schattierungen und Farbnuancen des Teakholzes besonders schön zu sehen. Jüngeres Kernholz ist golden honiggelb, später wird es hell- bis dunkelbraun:
Modelle von Karl Holmberg i Götene (S), Awara (S), u.a.
Jausenbretter:
Einen kleinen Schlitz am Rande für die Klinge des Buttermessers hat sich hier jemand für Karl Holmberg i Götene (S) einfallen lassen:
Nicht minder raffiniert aber weitaus aufwendiger sind diese dänischen, stabverleimten Bretter von Digsmed. Hier halten in den Griff eingelassene Magneten die flachen Messerchen:
Beim Einsatz von Teak als Griffmaterial für z.B. Bestecke oder Eisentöpfe wird der Umstand genützt, dass die im Teak enthaltenen Öle das Eisen konservieren.
Schneidbretter:
Jens Harald Quistgaard war ein äußerst produktiver Designer, und mit Teak gestaltete er besonders gerne. Seine skulpturalen und ausgeklügelten Pfeffermühlen sind legendär, und seine Schneidbretter stehen den Mühlen an Funktionalität in nichts nach.
So gut wie alle seine Schneidbretter haben entweder Saftrillen oder hochgezogene Kanten, die die beim Schneiden ausgetretenen Flüssigkeiten auffangen. Viele Bretter haben eine erhabene Mitte, ein kleines Schneidpodest, mit umgebender Rinne, die das Schneidgut bzw. Abfälle auffängt.
…wunderbar stapelbar. Quistgaard dachte immer platzsparend.
Die schwedische Silberschmiedin Vivianna Torun Bülow-Hübe (1927-2004) war nicht nur eine der bedeutendsten Schmuckgestalterinnen der Nachkriegszeit, sie entwarf auch Gebrauchsgegenstände für Dansk Designs. Neben dem bekannten Besteck Torun auch dieses minimalistische Schneidbrett, dessen kleine Mulde den gut in der Hand liegenden Messergriff aufnimmt:
Dieses Brett ist ein besonders großes Modell für Digsmed (DK) (Da Quistgaard auch für Digsmed gearbeitet hat und viele der hier eingesetzten Elemente an einige seiner Schneidbretter erinnern, die er für Dansk Designs entworfen hat, stammt ev. auch dieses aus seiner Feder):
Der ausgefräste Zackenkreis in der Mitte verhindert das Wegrollen des Schneidguts:
Die gesamte Kante ist leicht, die hintere Kante besonders stark hochgezogen, wodurch man beim Arbeiten Abfall an die Kante schieben kann, ohne dass er vom Brett rutscht. Sabberei wird einem ebenfalls erspart, der Saft bleibt am Brett:
Und um das Verstauen zu erleichtern, sind an der Rückseite zwei Auslassungen eingeschnitten, die man einfach über zwei Wandhaken schiebt:
Von Birgit Krogh (*1937, DK) ist dieses wuchtige Teil mit dem praktischen Aufhängungsloch, das sie 1979 für Woodline (DK) entwarf:
Greifzangen:
Für Brötchen, Törtchen oder Salat sind diese Zangen gedacht:
Buttermesser:
Butter wird in Skandinavien nicht geschnitten, sondern vom Butterblock gestrichen. Deshalb haben die Buttermesser gerundete, breite Klingen. Das traditionelle Material ist Holz, mit dem es sich besonders gut schmieren lässt. Aber bei aller Traditionsverhaftetheit machte auch das Buttermesser Moden mit und kam in den 1950ern und 60ern in Teak:
Traditionelle Buttermesserformen aus verschiedenen Hölzern, u.a. Birke und Teak.
Glasuntersetzer:
Modelle von Karl Holmberg i Götene (S) u.a.
Weinkühler:
Quistgaard schuf ca. 1955 für Dansk Designs einen Eiskübel und einen formgleichen, jedoch größeren Weinkühler (allerdings passt auch in den kleinen Eiskübel eine Bouteille hinein). Als Material wählte er Teakholz, das ähnlich wie bei einem Holzfass in Dauben gearbeitet und stabverleimt wurde. Diese Fertigungs-methode war sparsamer im Materialverbrauch als ein aus einem massiven Stück Teak gearbeiteter Eimer.
Der japanisch anmutende Tragegriff wurden mit Holzstiften fixiert. Obwohl sich Quistgaard in der Gestaltung der Griffhalterung auch von den typischen hochgezogenen Steven der Wikingerboote inspirieren ließ, nannte er die Teakeimer Kongo:
Servier- und Anbietschalen:
Platz für viele Saucen oder Snacks bietet dieses schön gearbeitete Teakbrett mit sechs grünen Glasschalen von Dansk Designs:
Die Glasschälchen haben vier Füsschen an der Unterseite, mit denen sie im Holzgitter einrasten. Und natürlich sind sie stapelbar…
…denn der Entwurf stammt von Jens Harald Quistgaard. Er zeigt schön Quistgaards Nähe zur japanischen Handwerkskunst:
Schlichter war das von vielen Herstellern produzierte Prinzip Teakbrett mit Vertiefung und eckigen Glasschälchen wie hier:
Weitere Arbeiten von Quistgaard sind diese beiden Teakbretter mit umlaufender Kante für Dansk Designs, die geschickt ein einfach zu reinigendes Porzellanschälchen aufnehmen. Entweder seitlich…:
Stiftehalter:
Schatullen & Döschen:
Sanduhr:
Über Teak:
Falls Sie mehr über dieses Holz wissen wollen, hier ein paar Fakten:
Ein Teakbaum wird bis zu 40m hoch, die Stämme sind bis zu einer Höhe von ca. 20m astfrei und haben einen Durchmesser zwischen 0,4-1,0m, sind aber oft unrund. Der Splint ist schmal und grau. Das Kernholz ist golden honiggelb, später hell bis dunkelbraun, durch schwarze Adern lebhaft gestreift. Die Frühholzporen sind deutlich gezeichnet. Das Holz ist nicht wechseldrehwüchsig. Textur: mittelgrob, tendenziell ungleichmäßig. Faser: gerade oder wenig. Härte: hart. Gewicht: mittel bis schwer (640 kg/m³). Sehr ölhaltiges und dauerhaftes Holz.
Die Darrdichte beträgt ca.0,44 bis 0,72g/cm³, die Rohdichte beträgt etwa 0,52bis 0,80g/cm³. Gering schwindend. Das Holz ist sauber zu bearbeiten, aber die Werkzeuge stumpfen stark. Es ist gut zu drechseln, zu messern und zu schnitzen. Es hat ein sehr gutes Stehvermögen. Durch seinen hohen Ölgehalt konserviert es mit ihm in Verbindung kommendes Eisen.
Bearbeitung: Teak lässt sich bevorzugt mit hartmetallbestückten Werkzeugen gut sägen, hobeln, fräsen, ebenso gut schleifen und drechseln. Auch biegen klappt gut. Durch mineralische Einlagen (Silicium) stumpfen die Schneiden jedoch rasch. Nägel und Schrauben sollten vorgebohrt werden. Es trocknet langsam aber gut und ist in trockenem Zustand stehfest. Die Ölhaltigkeit kann ein Verkleben erschweren.
Haltbarkeit: Witterungsfest und sehr dauerhaft. Produziert Stoffe wie das fungizid wirkende Tectol und das Insekten abwehrende Tectochinon, daher sehr beständig gegen Pilz- und Insektenbefall. Der hohe Siliciumgehalt macht Teak sehr widerstandsfähig gegen Termiten. Säurefest. Schwer entflammbar.
Verwendung: Konstruktionsholz für den Innen- und Außenbereich mit besonders hohen Anforderungen an die Fugen- und Formfestigkeit, Rahmenhölzer, Laboreinrichtungen, Sitzmöbel, Wasserwaagen, Terrassen. Ausstattungsholz massiv und furniert für wertvollen Innenausbau und Möbel.
Hervorragend geeignet für den Schiffbau: Teak ist ein selbstpflegendes Holz und benötigt nur minimale Erhaltungsarbeiten. Es entwickelt als Deckholz eine natürliche Anti-Rutsch Oberfläche, sodass Abschleifen kontraproduktiv wäre. Unbehandeltes Teakholz enthält so viele Öle und schützende Stoffe, dass gut gemeinte Reinigungsmaßnahmen mehr schaden als nützen. Erfahrene BootsbesitzerInnen waschen das Teakholz mit Salzwasser und vermeiden sowohl chemische Pflegemittel, Öle oder Süßwasserbehandlungen.
Pflege von Teak im Innenbereich: Teak ist zwar hitze- und feuchtigkeitsbeständig, Töpfe mit Teakgriffen sollten aber dennoch nicht in den Ofen gestellt werden oder mit dem Griff über einer Gasflamme stehen. Teak sollte auch nicht längere Zeit in Wasser zu liegen kommen. Falls das Holz ergraut oder matt wirkt und der satte Rotgoldton bevorzugt wird, kann es einfach mit etwas Oliven- oder Holzpflegeöl eingerieben werden. Das Öl einwirken lassen und überschüssiges Öl mit einem Baumwolltuch abwischen. Das funktioniert natürlich nur bei unbehandeltem oder geöltem, nicht aber bei lackiertem Holz.
Quelle:
Nick Gibbs: Enzyklopädie Wohnen mit Holz (Fleurus Verlag, 2006)