Der Norweger Tias Eckhoff (*1926) begann nach seiner Ausbildung zum Keramiker an der staatlichen Kunstfachhochschule in Oslo (Statens Håndverks- og kunstindustriskole, SHKS) bei Porsgrunds Porselen in Porsgrunn (südwestlich von Oslo) zu arbeiten, wo er etliche Tafelservice entwarf (etwa 1952 Det Riflede) und von 1953-60 die künstlerische Leitung innehatte.
Dem Thema Besteck wandte sich Eckhoff in den frühen 1950ern zu und entwarf 1952 für den dänischen Hersteller Georg Jensen das Silberbesteck Cypress, das 1953 mit dem Lunningpreis prämiert wurde. Für Lundtofte/Dansk Knivfabrik schuf er schöne Edelstahlbestecke, teils mit Palisander- oder Teakholzgriffen, teils mit Griffen aus Nylon: Eckhoff (1954), Opus (1958) und Fuga (1958). Nach diesen Arbeiten für dänische Hersteller bekam er um 1960 von Finn Henriksen, dem Gründer und Besitzer des norwegischen Besteckherstellers Norsk Stålpress (Kurzform: Norstaal) den Auftrag für einen Entwurf, der ab 1961 in Serie ging und heute zu einem der herausragenden skandinavischen Besteckklassiker gezählt wird: Maya.
Bis auf die Messerklingen ist der Edelstahl matt poliert. Die Griffe aller Teile sind ganz charakteristisch dreieckig geformt und an den Kanten leicht abgerundet. Das Messer hat ein Hohlheft ohne sichtbare Schweißnähte.
Sowohl das Schiff der Gabel als auch die Laffe des Löffels sind deutlich nach oben gewinkelt. Der Löffel hat eine prägnant ausgearbeitete Muldenform:
Der Vorteil kurzzinkiger Gabeln ist ja zumeist, dass dem Gabelschiff mehr Fläche bleibt – diese kann dann ähnlich einem Löffel bauchig geformt werden, wodurch man auch mit der Gabel leichter Saucen aufnehmen kann. Und in der skandinavischen Hausmannskost spielen Saucen oft eine Rolle.
Das Besteck enthielt etliche Teile, hier z.B. das Buttermesser:
Nach Maya folgten für Norstaal 1972 das Modell Una, 1974 kam Tiki, das auch an Bord der norwegischen Fluglinie Braathens eingesetzt wurde. 2007, also drei Jahre nach Henriksens Tod wurde Norstaal an Stelton verkauft. Die Maya 2000 genannte Neuauflage für Stelton aus dem Jahr 2000 wurde von Tias Eckhoff selbst überarbeitet, an unsere heutigen Ansprüche angepasst und deutlich in die Länge gezogen. Das Besteck wirkt dadurch schlanker, doch sind die Proportionen des Originals nach wie vor überzeugender.
Für seine Entwürfe erhielt Eckhoff 1954, 1957 und 1960 Goldmedaillen der Triennale in Milano. 1957 eröffnete er in Oslo sein eigenes Atelier. Der gelernte Keramiker wurde zu einem gefragten Industriedesigner, er entwarf neben Porzellan und Besteck auch Türklinken, Schlüssel, Türen und Stühle. Seine schlichten und funktionellen Formen überdauerten die Jahrzehnte und sind teilweise nach wie vor in Produktion, manche nach zeitgemäßen Adaptionen durch Eckhoff selbst. Sein 1980 für den norwegischen Möbelhersteller RBM entworfener Stapelstuhl mit ergonomischer Kunststoffsitzschale wurde unter der Bezeichnung Ana ein wahrer Longseller und hat sich über 1,5 Mio. mal verkauft. Seine Entwürfe finden sich in zahlreichen Museumssammlungen, so etwa im MoMa – Museum of Modern Art in New York und im Victoria and Albert Museum in London.
Literatur:
Espensen, Cecilie: Tias Eckhoff. Han har åpnet dører, dekket bord og sørget for at folk sitter behagelig i forsamlingslokaler og møterom – Tias Eckhoff er keramikeren som mestrer de fleste grener innenfor design! (21.5.2009, http://bo-bedre.no/design/tias-eckhoff)
Bauer, Wolfgang-Otto: Europäisches Besteck-Design 1948-2000 (Arnoldsche, 2007)