Am Beleuchtungssektor waren die nordischen Länder nicht nur richtig gut, sondern auch sehr produktiv. An sich könnte ich zu zahlreichen LeuchtendesignerInnen und -firmen jeweils eigene, sehr lange Blogposts schreiben, aber ich mache mir die Sache mit dem Licht leicht und versammle hier verschiedenste Leuchten in einem Blog post, der immer wieder ergänzt werden wird.
Die oben abgebildete Messingleuchte ist ein Entwurf des dänischen Architekten und Designers Vilhelm Lauritzen (1894-1984), etwa aus den 1940er Jahren. Lauritzen entwarf u.a. das erste Terminal am Kopenhagener Flughafen und Radiohuset, das heute denkmalgeschützte Rundfunkgebäude in Fredriksberg bei Kopenhagen. Einige seiner Leuchtenentwürfe werden wieder von Louis Poulsen produziert.
Sein Kollege Arne Jacobsen (1902-71, DK), ebenfalls Architekt und Designer, entwarf etwa 15 Jahre später einen echten Klassiker – die AJ Leuchte, seit 1960 bis heute von Louis Poulsen hergestellt. Die Schirmform nimmt die Form des Lichtkegels auf, die tiefgezogene Vorderkante bedingt blendfreies Licht. Hier die Arbeitsleuchte:
Josef Frank (1885-1967, A/S) entwarf 1934, also in seinem ersten Jahr der Zusammenarbeit mit Svenskt Tenn, etliche massive Glasleuchtenfüße, oftmals mit eingeschlossenen Luftblasen und schöner Messingmontur. Sie liefen unter der Modellnummer 1819 und wurden von Svenskt Tenn vertrieben.
Auch dieser Leuchtenfuß wurde einst bei Svenskt Tenn gekauft, findet sich bei online Recherchen äußerst selten und ist nicht gemarkt. Keine mir bekannten Quellen belegen, dass die Leuchte aus Franks Feder stammt, auch wenn manche Galerien sie gerne ihm zuschreiben:
In den 60ern oder 70ern ging man dazu über, die Hälse aus weißem Kunststoff statt aus Messing zu fertigen – das sah weit weniger elegant und stimmig aus und wird zum Glück heute so nicht mehr gemacht. Diese Leuchtenfüße wurden sowohl von der schwedischen Glashütte Reijmyre als auch von Målerås hergestellt. Heute lässt Svenskt Tenn nur noch das kugelförmige Modell produzieren.
Auch in die Richtung „massives Glas mit Einschlüssen“ ging man bei der schwedischen Glashütte FM Konstglas Ronneby (1961-91), als man diese Glasleuchte entwarf:
Die Glashütte war im Besitz eines italienischen Brüderpaares, Josef und Benito Marcolin aus Murano (daher das „M“, das „F“ stand für Färe, den Nachnamen von Josefs Frau). Gemeinsam mit ihren Geschwistern Giovanni, Luigi, Anna-Maria sowie deren Mann, dem Glasbläsermeister Auro Toso, wurden die Produkte entwickelt und die Glashütte geführt.
Aus der Glashütte Reijmyre stammt dieser Leuchtenfuß, entworfen wurde er von Monica Bratt (1913-61, S), einer der prägendsten Designerinnen, die für diese Glashütte tätig war. Massives, spiralig geformtes Bleikristall, das Lichtreflexe – und zwar auch jene des Tageslichts – auffängt und wie in einem Wellenspiel streut, ist das Charakteristische dieses Entwurfes:
Ebenfalls aus massivem, farblosem Glas, aber völllig anders anmutend sind Göte Augustssons (1917-2004, S) Tischleuchten aus der schönen Serie Demant aus den späten 1960er Jahren. Hier wurde die Glasmasse in Holzmodeln gegossen, deren innere Struktur sich an der Außenseite der Glasobjekte einprägte und so einen eisig-klaren Effekt ergab:
Hannelore Dreutler (1942-2009, D/S) stammte aus Deutschland, genoss ihre Ausbildung zur Industrial Designerin an der Konstfack in Stockholm und ließ sich dann endgültig in Schweden nieder. 1977 gründete sie gemeinsam mit ihrem Mann Arthur Zirnsack die Glashütte Åhus. 1981 ging diese Leuchtenserie in Produktion, die auch andersfarbige sowie größere Modelle umfasste als diese blaue Glasleuchte mit 25 cm Höhe:
Vom renommierten Leuchtenhersteller Bergboms stammt dieses Modell aus den 1950/60ern, das einen schwarz lackierten Blechschirm mit einem schlichten Teakfuß kombiniert:
Gunnar Nylund (1904-97) zählt zu den bekanntesten schwedischen Keramikern. In seinem Atelier, das der Keramik- und Porzellanmanufaktur Rörstrand angeschlossen war, entwickelte er viele schöne Formen und Glasuren. Neben Vasen, Schalen und Kannen auch Leuchtenfüße wie diesen hier:
Aus einer anderen Manufaktur, dem EGO-Ateljé, stammt der folgend abgebildete Leuchtenfuß, Designer war Bruno Karlsson (*1927), das Modell wurde zwischen 1972 und 1984 entworfen:
Kleine Leuchten findet man sehr oft in Skandinavien. Da Licht im Winter essentiell ist, werden die Räume zusätzlich mit schmalen und niedrigen Tischleuchten auf den Fensterbrettern oder mit kleinen Hängeleuchten vor den Fenstern beleuchtet. Das ergibt natürlich auch nach außen einen sehr schönen Effekt. Hier ein Modell in grobem Ton von Töreboda:
Töreboda wurde 1927 von Birger Johansson gegründet, sein Sohn, Mats Birgersson (der seinen Nachnamen also noch nach dem Vornamen seines Vaters erhielt: „Birgers Sohn“) führte das Unternehmen dann ab 1963 einige Jahre weiter, es kam zu einer Neuübernahme und 1990 wurde die Keramikwerkstatt geschlossen.
Hier ein glasiertes Modell einer Fensterleuchte des Dänen Henry Brandi (1923-2002) für sein eigenes Keramikstudio Vejbystrand in Schweden:
Diese große Keramikleuchte mit einer Glasur in warmem Rot und Grau mit leicht violettem Stich wurde von Aleksa Stamenic für die Werkstatt Kvarngården in Schweden gemacht:
Dieser Leuchtenfuß mit matter grünlicher Glasur trägt zwar eine Signatur, diese ist jedoch für mich unentzifferbar:
Die dänische Keramikerin Dorte Visby betreibt ihr Atelier auf Jylland an der Küste nahe Hjørring, von ihr stammt dieser hohe Leuchtenfuß:
Hans-Agne Jakobsson (1919-90) zählt zu Schwedens bekanntesten Leuchtendesignern. Der Durchmesser dieser Deckenleuchte misst an der größten Stelle etwa 30 cm, die Höhe des Schirms aus mattiertem Opalglas beträgt ungefähr 31 cm. Sehr schön ist die Aufhängevorrichtung aus Teak: Sie wird von unten in den Schirm gefädelt, ein stabiler Stahldraht-Kreis trägt den Glasschirm. Der Keil ist mit einem Teak-Keil verbunden, durch dessen Löcher das Kabel zugentlastend wie durch eine Dreiloch-Scheibe führt und so nach Wunsch verkürzt werden kann. Auch aus dem hellgrauen Metall-Baldachin ragt ein Teakstück, das das Kabel aufnimmt und in den Baldachin leitet. Hier ist also die Konstruktion sichtbar und Teil des Designs:
Über Jakobsson und seine Leuchten und Kerzenhalter können Sie hier nachlesen.
Jakobsson hatte zwei Kollegen, die ebenfalls zu Schwedens bedeutenden Leuchtendesignern gehören: Uno (1925-2009) und Östen Kristiansson (1927-29003). Sie wurden mit ihrem Familienunternehmen Luxus Vittsjö bekannt, für das sie u.a. viele Wand-, Decken- und Tischleuchten aus Teak in Kombination mit mattierten Opalglasschirmen entwarfen. Zu den bekanntesten Leuchten gehört diese Ausführung:
Dieses UFO genannte Modell (mit der Modellnummer 565) zählt zu ihren größten Entwürfen, der Durchmesser beträgt etwa 55 cm. Auch hier ist die Aufhängevorrichtung wieder Teil des Designs, die beiden Stromkabel samt Erdungskabel tragen die Leuchte und laufen oben in einem weißen Metallbaldachin zusammen:
Eigentlich schon eine Ikone des Leuchtendesigns ist Poul Henningsens (1894-67, DK) Lamellenleuchte PH 5 aus dem Jahr 1958:
Der Architekt und Designer, der als kritischer Denker zwei Jahre lang das gesellschaftskritische Kulturmagazin Kritisk Revy herausgab, machte intensive Lichtstudien, berechnete Ablenkungswinkel, Lichtintensität und fand so zu jenen Konstruktionen, die blendfreies Licht in sehr ästhetischer Form ergaben. Folgende Skizzen und Collagen von Henningsen hängen in Kopenhagens Designmuseum (was wie ein Vollmond aussieht, ist die Reflexion der Deckenleuchte im Glas):
Die zwei Collagen zeigen seine Pendelleuchte Kogle (= Zapfen, wird oft unter Artischocke geführt) von außen sowie ihren inneren Querschnitt:
Den Zapfen entwarf Henningsen 1958 für das von Eva und Niels Koppel entworfene und 1958-60 erbaute Kopenhagener Restaurant Langelinie Pavillionen – dort hängen diese Leuchten noch immer. 72 Plättchen werden zum Großteil in Handarbeit in 12 Reihen überlappend so angeordnet, dass das Licht in jede Richtung blendfrei austritt.
Henningsens Leuchten erhellten und erhellen noch heute Fabriken, Schulen, Restaurants, Büros und Theater gleichermaßen, die Arbeitsleuchten, wie hier die PH 4/3 aus dem Jahr 1925…
…und die Deckenleuchten finden sich in hoher Dichte in vielen skandinavischen Wohnräumen, mit besonderer Konzentration auf Dänemark – spaziert man hier an einem dunklen Abend durch die Straßen, leuchtet auffällig oft die PH 5 aus den Fenstern.
Noch heute werden Henningsens Leuchten von Louis Poulsen produziert, neue Farben sind hinzugekommen. Ein Detail am Rande: Die Glasschirme einiger PH-Leuchten wurden mehrere Jahre vom österreichischen Glaswerk Stölzle Oberglas hergestellt.
Der 1945 gegründete und immer noch aktive finnische Leuchtenhersteller Lival produzierte diese rote Tischleuchte. Der Schirm ist doppelt schwenkbar, die Konstruktion einfach und klar:
Vom schwedischen Hersteller GK Glas och Kristallarmatur AB stammt dieses kanariengelbe, etwas verspieltere Pendant mit der Modellnummer 2104:
Diese Leuchte aus den 1940ern ist wieder ein nicht identifiziertes Stück aus schwedischer Produktion:
Asea war ein schwedischer Leuchtenhersteller, der etliche heute sehr gefragte Klassiker produzierte. Die Leuchten waren hochwertig gefertigt, ihre Kugelgelenke bleiben auch nach Jahrzehnten des Gebrauchs in der gewünschten Position. Namhafte Designer wie z.B. Hans Bergström (1910-96, S) entwarfen für Asea. Wer hinter dieser Arbeitsleuchte steckt, ist mir nicht bekannt:
Hier ein weiteres Modell von Asea, allerdings für die Wandmontage (Bruno Mathsson wählte diese Leuchten als Bettleuchten für sein Sommerhaus in Frösakull):
Der Kontrast zwischen der oberen und der unteren Leuchte ist nicht so leicht zu übertrumpfen – Svend Aage Holm-Sørensen entwarf für sein dänisches Leuchtenunternehmen Holm-Sørensen & Pedersen in den 1960ern eine Reihe von Messingleuchten aus kantig und zackig oder flammenartig geschnittenem Messingblech, teils brüniert, dessen Kanten durch Überschmelzungen entschärft wurden. Sie werden oft in die Ecke Brutalist design gepackt, doch egal, wie man sie kategorisieren möchte, sie sind auf jeden Fall sehr eigenständig. Dieses Modell ist etwa 29 cm hoch:
Eine klassische Wandleuchte der 1950er Jahre aus Schweden, Hersteller ist unbekannt: Die Diabolo-Form angedeutet, an der unteren Kante das Blech durchbrochen für schöne Licht- und Schatteneffekte, und für zielgenaues Beleuchten der Bettlektüre ein kleines Kugelgelenk:
Auch diese beiden Bettleuchten aus den 1960er/70er Jahren sind unbekannter Herkunft:
Der heute noch aktive Hersteller Frandsen Lighting produzierte auch schon in den 1970er und 80er Jahren hochqualitative Wandleuchten wie etwa diese hier:
Bent Boysen entwarf 1983 für IKEA einen heute sehr gefragten Klassiker namens DUETT. Es gab eine weiße Variante, doch am populärsten waren jene mit Farbverläufen über die sechs Aluminiumlamellen, von gelb über orange nach rot, oder von hellblau nach dunkelblau, und von gelbgrün nach dunkelgrün, wie hier abgebildet:
Auch DUETT war als Fensterleuchte geeignet. Ebenso diese kleinen Deckenleuchten mit kugeligem Messingschirm, wie sie in den 1960ern zahlreich fabriziert wurden. Diese hier stammen aus schwedischer Produktion, der Hersteller ist mir jedoch unbekannt: