24 Türchen

Die Vorweihnachtszeit… für manche, besonders für Kinder, eine sehr, sehr, sehr lange Zeit. Damit diese Wochen des Wie-oft-muss-ich-noch-schlafen? bis Weihnachten gut rumgehen, gibt es einige schöne Traditionen, u.a. auch die des Adventkalenders. In seiner simpelsten, unaufgeregtesten Form, in der reinen Papiervariante mit 24 Türchen, tritt er schon seit bald einem Jahrhundert, nämlich seit 1920, auf.

Doch begonnen hat alles anders, die Dezembertage bis zum 24. wurden schon davor auf unterschiedliche Arten abgezählt: Kreidestriche über der Türe waren in protestantischen Teilen Deutschlands Sitte, manche zündeten jeden Tag eine neue Kerze an, ein kleiner Junge namens Gerhard Lang bekam von seiner Mutter einen bunt bemalten Karton mit 24 Keksen darauf, und als dieser Gerhard Lang (1881-1974, D) in erwachsenen Jahren Teilhaber einer Verlagsdruckerei wurde, entwarf er einen Adventkalender, bestehend aus zwei bedruckten Bögen. Auf dem einen waren 24 Weihnachtsmotive, die ausgeschnitten und an ihren vorgesehenen Platz auf dem zweiten Bogen geklebt werden konnten. Der näcshte Schritt war nicht weit, ab 1920 hatte Langs Druckerei dann den noch heute üblichen Kalender aus zwei zusammengeklebten Bögen mit 24 Türchen im Sortiment.

Die Tradition der Adventkalender gibt es auch in Skandinavien, jene Variante mit den 24 Türchen kam 1934 erstmals nach Schweden. Er wurde von „Sveriges Flickors Scoutförbund“ (den Pfadfindermädchen, die damals noch getrennt von den Pfadfinderjungen organisiert waren) verkauft, der Erlös unterstütze ihre Organisation. Die Illustrationen stammten von der Künstlerin Aina Stenberg-MasOlle (1885-1975, S), und dieses Arrangement wurde 30 Jahre beibehalten. Einige Jahre nach Stenberg-MasOlles Tod wurden ihre Kalendermotive wieder aufgelegt und werden bis heute jährlich als Neudrucke für die mittlerweile unter einer Dachorganisation gebündelten PfadfinderInnen vertrieben. Tomtenissar (Weihnachtswichtel), Engel und kleine Kinder bevölkerten ihre Kalender, hier sind einige von Stenberg-MasOlles Motiven:

1941 (2014):

1942 (2015):

1947 (2008):

1949 (2016):

1955 (2011):

Ein Jahr nach den Pfadfinderinnen zog der schwedische Lebensmittelhandel nach: Das 1917 von Hakon Swenson gegründete Hakon-bolaget, das ab 1938 in ICA (Inköpscentralernas Aktiebolag) umbenannt wurde, startete 1935 die Tradition des eigenen Adventkalenders, gibt nach wie vor jährlich ein neues Adventkalendermotiv heraus und verteilt diese Kalender kostenlos an KundInnen. Für die Gestaltung der jeweiligen Motive wurden bekannte IllustratorInnen von Kinder- und Schulbüchern engagiert wie etwa in den 1970-90ern Ylva Källström-Eklund, Tord Nygren, Siv Zetterqvist, Lena Espana u.a. Die abgebildeten Motive waren fröhliche und unbeschwerte Szenerien, manchmal etwas schräg, einige hatten Wimmelbildcharakter. Immer wieder wurde auch die Rückseite mit einer farbig ausmalbaren Zeichnung, einer Knobelei oder Kinderrezepten versehen. Hier sind ein paar dieser ICA-Adventkalender, der älteste (Källström-Eklund) könnte aus den 1960ern sein, der Mehrpart stammt wohl aus den 1970ern bis -80ern, und entsprechend frech und witzig sind die Illustrationen:

Ylva Källström-Eklund:

Siv Zetterqvist:


1981:

1978:

1989:


Tord Nygren:

Lena Espana, 1979:

Fra Z, 2013:


Thomas O.:

IllustratorIn unbekannt:

 

Alle Kalender sind new old stock, die Türchen also noch ungeöffnet. Und auch wenn die Türchen einmal geöffnet sind, kann der Kalender noch viele Saisonen Freude bereiten: Einfach die Türchen nicht abreißen und vor dem Wegpacken fest zudrücken.

 

Literatur:

https://www.ica-historien.se/artiklar/icas-adventskalendrar/

 


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