„Systrarna Jobs“ – die beiden Jobs-Schwestern: Ihre Textilmuster genießen in Schweden einen ebenso hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad wie Josef Franks Stoffentwürfe. Ihre Dessins zieren als Tapeten Wände, werden als Meterware für Vorhänge, Möbelstoffe, Accessoires eingesetzt, und nicht zuletzt finden sich ihre Interpretationen von Pflanzen und unterschiedlichen Vegetationen als kleine Leinendeckchen und Tischläufer in vielen Haushalten wieder. Den Jobs-Schwestern und Frank war das Üppig-Florale gemeinsam, der genaue Blick für pflanzliche Details, und die Begeisterung für Farbenpracht. Wo Frank ins Phantastische ging, blieben sie jedoch der Natürlichkeit verbunden.
Es soll hier vor allem um die erwähnten Schwestern gehen, Lisbet (1909-61) und Gocken (eigentlich Hanna, 1914-95) Jobs. Doch die insgesamt vielleicht 500 Muster wurden auch von „nicht-Jobs“ gezeichnet. Jobs Handtryck beauftragte über die Jahre zahlreiche Künstlerinnen und Künstler, Dessins zu schaffen – u.a. Dagmar Lodén (1904-89, S), die 21 Muster zeichnete, oder Eva Nordblom (*1963), die neun Muster für Jobs entwarf.
Die beiden Schwestern entstammten einer kinderreichen Familie mit eindeutigem Hang zum Künstlerischen und Kreativen: Der Vater war Musiker, die Mutter, Elisabet Wisén-Jobs, eine Textilkünstlerin, die für ihre intrikaten Stickereien bekannt war. Als die Ehe der Eltern nach 25 Jahren geschieden wurde, zog die Mutter mit den vier jüngeren Kindern nach Stockholm, wo sowohl Lisbet als auch Gocken nach einschlägigen Studien an der Kunstindustriellen Hochschule eine Laufbahn als Keramikerinnen einschlugen. Beide beteiligten sich an großen Ausstellungen wie etwa der Weltausstellung in Paris 1937 und in New York 1939. Besonders Lisbet erfuhr internationale Anerkennung als Keramikerin.
Der Krieg führte eine allgemeine Materialknappheit mit sich, so brachte der Engpass bei Glasuren sie dazu, sich auf die Umsetzung ihrer Motive auf Stoff zu verlegen. Astrid Sampe, eine Studienkollegin, hatte sie dazu bewogen und lud sie als Leiterin der Textilabteilung (Textilkammaren) von Nordiska Kompaniet (NK) schließlich ein, gemeinsam mit Elisabet Wisén-Jobs (Stickereien), der Schwester Gitt Jobs Hindle (Webereien) und Lisbets Ehemann, dem Komponisten Lille Bror Söderlundh (Musik) eine Ausstellung mit ihren Keramiken und Textildrucken im Nobelkaufhaus zu machen: Titel: Als die Schönheit ins Dorf kam (När skönheten kom till byn, nach einem Gedicht von Nils Ferlin).
1943 zog Lisbet mit ihrer Familie nach Västanvik/Leksand in Dalarna. Ihre Mutter und Gocken folgten und ließen sich ebenfalls dort nieder. Sie eröffneten eine kleine Keramikwerkstatt mit angeschlossener Verkaufsgalerie, genannt Jobs Boden. Das Geschäft existiert nach wie vor und vertreibt Jobs Textilien. Bruder Peer Jobs hatte seit 1944 eine eigene Textildruckerei in Västanvik, Jobs Handtryck. Dort wurden die Entwürfe seiner beiden Schwestern umgesetzt. Seine Frau Eva Jobs war Textillehrerin und entwarf ebenfalls schöne Muster für Jobs Textilwerkstatt.
Die Druckerei besteht heute noch und wird von Peers und Evas Sohn Jesper Jobs geführt. Einige Muster werden nach wie vor gedruckt, etliche der hier abgebildeten Dessins sind aber nur vintage erhältlich. Das schöne an den alten Drucken und Leinenstoffen ist ja auch, dass sie sehr ansprechend altern, das Verblassen den Farben nichts von ihrer Schönheit nimmt.
Rosmarin heißt dieses prachtvolle Dessin von Gocken Jobs aus dem Jahr 1957, das neben dem namensgebenden Küchenkraut noch Schwertlilie, Rose, Apfel, Maiglöckchen, Heidelbeere, Himbeere, Akelei, Haselnuss, Vergissmeinicht und Schachbrettblume in einem unmöglichen – da nie zur selben Zeit in Blüte oder reif – Strauß verbindet.
Ursprünglich als Wandbehang konzipiert, wurde das sehr lange Stoffstück sorgfältig mit feinem Baumwollfutter hinterlegt und auf gut 2,30 m Länge vernäht. Später scheint es als Tischläufer in Gebrauch gewesen zu sein, einige ältere Flecken zeugen davon. Doch dieser Druck stammt aus einer frühen Produktionszeit, das ungebleichte Leinen und die Farben sind milder geworden, sodass auch Flecken seiner Schönheit keinen Abbruch tun. Es ist ein historisches Stück.
Es ist nicht immer einfach, zu den Webkanten und Signaturen zu kommen, manchmal muss man zu Tricks wie Gegenlicht greifen:
Krans (Kranz). Aus einer frühen Produktion von Gocken Jobs für Jobs Handtryck stammt dieses ungesäumte Stoffstück (45 x 43 cm) auf sehr dickem weichen Leinen:
Lisbet Jobs entwarf diesen ovalen Kranz (44 x 37 cm) aus Wiesenblumen wie Veilchen, Bachnelkenwurz, Rotklee, Hahnenfuß, Platterbse und Kleine Braunelle:
Von Eva Jobs stammt dieser Kranz aus Kapuzinerkresse (22 x 22 cm):
Zarte Rosen und Vergissmeinicht bilden das romantische Motiv dieses Deckchens (39 x 39 cm) aus Gocken Jobs Zeichenstift:
Ein Fäbodkrans (= Almhüttenkranz) von Gocken Jobs. Abgebildet sind Wacholder, Farn, Heidelbeere, Siebenstern u.a. Ein Deckchen ist gesäumt und etwas verblichen (29 x 28 cm), das andere noch ganz frisch und ungesäumt (30 x 30 cm):
Sehr ähnlich dem Fäbodkrans ist dieser Blumenkranz (29 x 26 cm) mit Platterbse, Sauerklee, Maiglöckchen, Veilchen, Farn, Trollblume u.a. Auch hier stand Gocken Jobs hinter dem Entwurf, und auch hier gibt es eine verblichenere Version:
Offenbar wurde das Muster auch spiegelverkehrt gedruckt, die Signatur allerdings richtig gesetzt, wie hier bei diesem Druck auf hellgrauem Grund:
Lisbet Jobs schuf diesen Lingonkrans (= Preiselbeerkranz; 32 x 32 cm), dessen Grün in der verblichenen Version einen leichten Blaustich bekommt:
Ebenfalls von Lisbet Jobs ist dieser prachtvolle Kranz aus Sommerblumen (32 x 32 cm), wie sie um Mittsommer herum üppig auf Wiesen und am Feldrand stehen:
Die älteste Version ist jene auf hellgrauem Leinen, jene mit schwarzer Grundfarbe eine jüngere Variante:
Die beiden Schwestern arbeiteten sehr ähnlich, ihre Entwürfe scheinen auf den ersten Blick aus einer Feder zu stammen und prägen absolut Jobs ästhetische Identität.
Rotklee in drei Versionen: Das eckige kleine Deckchen (16 x 16 cm) und der Läufer (92 x 28 cm) zeigen Dessins von Gocken Jobs, der grün gefasste Läufer Eva Jobs Interpretation (90 x 30 cm):
Hier folgen weitere Motive aus der Serie von Gocken Jobs kleinsten Blumenkränzen (16 x 16 cm):
Gelbe Röschen:
Acker-Stiefmütterchen:
Rosa Röschen:
Stugrabatt (= Sommerhausrabatte) nennt sich dieses Dessin von Gocken Jobs aus dem Jahr 1951, das nicht nur zu Platzdeckchen (42 x 28 cm) vernäht wurde wie hier, sondern auch als Meterware und Tapete reüssierte. Als Grundfarbe gibt es neben der roten Variante zumindest noch Braun, Weiß und Schwarz.
Eva Nordblom entwarf einen Apfelbaum und nannte ihn Adam. Hier zu Platzdeckchen (40 x 30 cm) vernäht:
Wo am oberen Foto die Blätter die Zweige verdecken, war vermutlich der Ansatz eines Rapports, d.h., hier wurde beim Druck neu angesetzt, das Muster wiederholt.
Noch ein Entwurf von Eva Jobs: Nyponkrans (= Hagebuttenkranz; 87 x 26 cm)
Und schließlich hier der Kranz aus Vergissmeinicht (18 x 18 cm) von Eva Jobs:
In jüngerer Zeit kamen zum Mustersammlung der Jobs-Schwestern und ihrer Schwägerin Eva neun weitere Dessins der Künstlerin Eva Nordblom (*1963, S) hinzu, hier ihr Kranz aus Lilien und Anemonen (29 x 28 cm):
Quellen:
www.svd.se/systrarna-som-kladde-folkhemmet-med-blommor
https://www.dn.se/kultur-noje/konstrecensioner/konstrecension-systrarna-jobs-blommar-upp-pa-thielska-galleriet/
https://www.siljannews.se/kultur/historien-om-systrarna-jobs-blommande-konstnarsliv/
www.jobskeramiktextil.se/?lang=en
www.jobskeramiktextil.se/gocken-jobs
http://emp-web-84.zetcom.ch/eMP/eMuseumPlus?service=direct/1/ResultDetailView/result.inline.lightbox.t2.collection_lightbox.$TspTitleLink.link&sp=13&sp=Sartist&sp=SelementList&sp=0&sp=3&sp=999&sp=SdetailView&sp=0&sp=Sdetail&sp=1&sp=T&sp=0&sp=Slightbox_3x4&sp=0&sp=T&sp=5#artistReferences
www.thielskagalleriet.se/utstallning/systrarna-jobs-textil-och-keramik-monstergladje-och-blomsterkonst/
www.vandalorum.se/sv/node/1310
über Gocken Jobs:
https://www.skbl.se/sv/artikel/GockenJobs
über Lisbet Jobs:
https://skbl.se/sv/artikel/LisbetJobs
über Elisabet Wisén-Jobs:
https://skbl.se/sv/artikel/ElisabetWisenJobs
über Eva Nordblom:
https://unt.se/familj/har-i-vast-har-vi-fatt-sa-mycket-2052632.aspx