Nanny Still-McKinney (1925-2009, SF) begann ihre Laufbahn als an der Konstindustriella centralskolan för konstflit in Helsinki ausgebildete Designerin mit dem Material Glas für Riihimäen Lasi Oy. Sie ging ihre Glaskreationen sehr humorvoll an, setzte etwa ihr Harlekiini-Kännchen auf einen extra hohen Stiel, versah die bunten Bonbonnieren und Flaschen der Tsarina-Serie nicht mit einem, sondern gleich mit drei oder vier auf einander getürmten, ungefärbten Glasmurmeln als Deckelknauf oder Stöpsel, und die SV-Teile erhielten ein gekräuseltes Detail zu ihrer ansonsten sehr strikten Form. Alles hatte einen Twist, was für das damalige finnische Glasdesign eher ungewöhnlich war.
Auch mit ihren Besteckentwürfen stach sie hervor. Colorina, das von 1970-73 von Hackman produziert wurde, kam sozusagen in quietschbunten Schlaghosen daher, mit nach unten weiter werdenden Kunststoffgriffen in knalligen Farben und psychedelischem Kreismuster.
Elegant fiel hingegen ihr Nachfolger-Besteck aus, das Hackman 1973 präsentierte: Mango.
Das Besteck tritt schlank und langstielig auf, das Tafelmesser misst 22,5 cm, sein Griff an der schmalsten Stelle 0,4 cm und am breiten unteren Ende 2,4 cm. Die Klinge ist langgezogen fähnchenförmig, erinnert an das Segel einer klassischen Holzyacht.
Auch die Gabel wirkt mit ihren drei Zinken und der langen Laffe auffällig lang, die Breite der Kelle entspricht mit 2,4 cm der breitesten Stelle des Griffendes.
Gabel und Löffel sind 20,5 cm lang, also ganze 2 cm kürzer als das Messer. Anhand der prägnant ausgearbeiteten, eiförmigen Laffe des Löffels versteht man am besten die Assoziation für den Modellnamen, und auch die gerundeten Griffenden spielen da wohl mit hinein. Der Überlieferung zufolge sei Still auf einer ihrer Indienreisen vom Anblick der Frucht inspiriert gewesen.
Alle Teile sind mit „Hackman Finland“ sowie „Stainless“ oder „18/8“ gemarkt.
Außer Tafel- und Menügröße enthielt das Besteck noch etliche kleinere Teile sowie diverse Vorlegebestecke, hier ein Ausschnitt davon:
Mango war bis ca. 1986 in Produktion, Iittala brachte 2006 eine nicht mehr so umfangreiche Neuauflage auf den Markt.
Nanny Still, wie sie zumeist genannt wird, lebte ab 1959 mit ihrem US-amerikanischen Ehemann in Brüssel, entwarf aber zeitlebens für finnische Unternehmen. Sie arbeitete auch mit Rosenthal zusammen und blieb in ihrer Entwurfstätigkeit nicht bei Glas und Metall alleine, sondern wandte sich auch Porzellan, Holz und Kunststoffen zu.
Ihre Arbeiten befinden sich in zahlreichen internationalen Museen: Konstindustrimuseet/Helsinki, Victoria & Albert Museum/London, Musées royaux d’Art et d’Histoire/Brüssel, Musée du Verre/Charleroi, Musée du Verre/Liège, Neue Sammlung/München, Museum of Art/Philadelphia, Museum of Modern Art sowie Metropolitan Museum of Art/New York, Corning Museum of Glass/New York u.a.
Literatur:
Biografiskt lexikon/Kaisa Koivistu: https://www.blf.fi/artikel.php?id=8408