Stig Lindbergs (1916-82, S) herd- und ofenfeste Keramikserie Terma wurde ja bereits an anderer Stelle vorgestellt. Eine weitere äußerst schlichte Geschirrserie von diesem Ausnahmekünstler¹ für Gustavsberg entstand sehr zeitnah, von 1959 bis 1963 war sie in Produktion, und liest man ihren Namen, folgt unweigerlich die durchaus intendierte Assoziation zum damals noch nicht so weit zurückligenden Bauhaus-Stil: Bohus.
Bestimmende Formen waren der Kreis und das Quadrat. Dunkelblau oder helles Grau wurde kombiniert mit dem warmen Holzton von Teak, das für die runden Schalen und Schüsseln zu schlichten Deckeln verarbeitet wurde. Im MAK waren ab 2014 einige Teile ausgestellt:
Alle Porzellan-Teile waren ofenfest, doch waren sie vorwiegend für das Servieren und Speisen konzipiert; Bohus umfasst keine Töpfe oder Pfannen. Große und kleine Teller, Milchkännchen, Krug, zylindrische Schalen, Schüsseln, Eierbecher, große und kleine quadratische Platten und noch einige Teile mehr gehörten zu dieser Serie.
Durch die sehr kurze, nur fünf Jahre währende Produktionszeit, sind kaum Teile in Umlauf. Daher kann hier bloß ein Bruchteil gezeigt werden:
Krug (Modellnummer 87):
Kleine zylindrische Schale (Modellnr. 22):
Kleine Schüssel (Modellnr. 71)
Eierbecher (Modellnr. 90)
Sahnekännchen (Modellnummer 63):
Hier ist die Nähe zu Terma gut zu erkennen:
Wie oft bei Entwürfen aus einer Hand ergänzen sie sich schön:
Die sehr zurückhaltend gestaltete Serie Bohus fand allerdings keinen großen Anklang – sie war offenbar allzu zurückgenommen in Form- und Farbgebung. Bei Gustavsberg wurde überlegt, was man da tun könnte, und so kam man auf die Idee, den Entwurf in weiß glasiertem Bone China umzusetzen und mittels eines grünen Blatt-Dekors von Krister Karlmark (laut Literatur² in Überarbeitung durch Stig Lindberg) leichter und weniger minimalistisch erscheinen zu lassen. Dieser kleine Kunstgriff machte die Serie ab 1960 bis 1974 unter dem Namen Berså schließlich zum Knüller. Und das bis heute: Alte Originalteile werden weltweit zu hohen Preisen gesammelt, zudem wurde Berså 2005 mit den wichtigsten originalen Teilen und ergänzt um neue Teile wieder ins Programm genommen.
Alle, die schon einmal die schwedische Westküste um Göteborg bis hinauf zur norwegischen Grenze bereist haben, denken bei Bohus natürlich sofort an die wunderschöne Region namens Bohuslän, die für ihre Schären, die Felsenküste und Fischerdörfer wie etwa hier Grebbestad bekannt ist:
Und auch diese Assoziation war wohl intendiert: Blau wie die See, Grau wie die Felsen… nicht zu vergessen die blåmussla, die Miesmuschel, die auf Schwedisch Blaumuschel heißt, oftmals blau-grau gefärbt ist und an der Bohus-Küste gezüchtet wird:
Literatur:
¹) Eronn, Gisela: „Tusenkonstnären Stig Lindberg“ (prisma, 2003)
²) https://digitaltmuseum.se/011024273655/tekopp
Zitat aus Carlsson, Michél & Orzolek, Urban: Svenska kaffeserviser 1920 – 1980 (ICA Bokförlag, 2014):
„Mönstret till Berså som sannolikt är det mest välkända av Stig Lindbergs stora produktion skall ursprungligen inte vara skapat av Lindberg utan av formgivaren Krister Karlmark. I slutet av femtiotalet fick Karlmark uppdraget att göra dekorer enligt samma princip som tapetmönster. Ett av mönstren skall sedan ha varit förlaga till bladdekoren Berså. När Berså presenterades för säljarna på Gustavsberg gjorde de tummen ner, den servisen skulle inte bli lättsåld förutspådde de. Som tur var lyssnade ledningen inte på säljarna och Berså blev en dundrande succé (…)“