Im Schaufenster türmt sich derzeit Hausrat aus rostfreiem Edelstahl:
Edelstahl ist aus mehreren Gründen ein hervorragendes Material für Hausrat: Es ist lebensmittelneutral, bindet keine Gerüche, ist schlagfest und säurebeständig, pflegeleicht und hygienisch. Für die industrielle Fertigung hat Edelstahl den Vorteil, dass er sich stanzen und in vielen Umformverfahren bearbeiten lässt – v.a. Tiefziehen und Biegen wird im Bereich von Hausrat eingesetzt.
Stahl ist Eisen mit einem Kohlenstoffanteil von weniger als 2%. Um je nach Bedarf die Festigkeit oder Zähigkeit des Stahls zu erhöhen, wird er mit anderen Metallen legiert. Rostbeständig wird Stahl durch die Beimengung von mindestens 12% Chrom. Dadurch bildet sich an der Oberfläche eine dichte Schicht aus Chromoxid, die den Stahl vor Sauerstoffangriff schützt. Die Zähigkeit des Stahls wird durch Beigabe von Nickel erhöht. Die gängigste Stahllegierung für Küchenutensilien enthält 18% Chrom und 8% Nickel. Besteck und Edelstahlgeschirre werden dann mit z.B. Stainless Steel 18/8 markiert.
Älteres Tafelbesteck wurde noch aus Kohlenstoffstahl hergestellt, auch die Messerklingen. Das beeinträchtigte in einer chemischen Reaktion den Geschmack von Fisch und so wurden eigene Fischbestecke zumindest versilbert oder waren ganz aus Silber. Die heutigen Edelstahlbestecke sind geschmacksneutral und erübrigen eigentlich spezielles Fischbesteck.
Von den nordischen Ländern hat v.a. Schweden ein reiches Eisenerzvorkommen und eine lange erzfördernde- und -verarbeitende Tradition. Mitte des 18. Jhdts stammten etwa 35% der weltweit produzierten Eisenmenge aus Schweden. Dieses Eisen war und ist für seine hohe Qualität und Festigkeit bekannt. Der Ausdruck „Schwedische Gardinen“ wurzelt in eben dieser Tatsache: Gefängnisstäbe aus schwedischem Stahl galten als besonders ausbruchsresistent…
Da die Edelstahltürme im Schaufenster teils aus den 1960ern sind, hier einige Fotos zur Erzgewinnung aus dieser Zeit (Quellenangaben siehe unten):
Erzabbau im Untertagebau (Foto: Lennart Nilsson, *3):
Weiterverarbeitung von Erz zu Stahl in der Hagfors-Hütte in Värmland, Schweden (Foto: Olof Thaning, *3):
Abstich eines Induktionsofens (Foto: KW Gullers, *2):
Ein 32t schwerer, glühender Stahlblock (Foto: KW Gullers, *2):
Stahlwerk (Foto: KW Gullers, *2):
Eine gute Einführung in den Prozess der Stahlherstellung hat die deutsche Dillingerhütte online gestellt.
Für die Gewinnung, Bearbeitung und den Transport von Eisenerz waren Wasserkraft und – anfangs – Holzkohle notwendig. Deswegen wurden die Hüttenwerke im waldreichen Norden an Flüssen gebaut. Flößerei und Trift nahmen in Schweden ab 1400 stark zu, als der Kohle- und Erzbergbau begann. Auch in Finnland mit seinen über 200.000 Seen, die durch Flüsse, Wasserengen und künstliche Kanäle miteinander verbunden sind, spielte die Flößerei sehr lange eine wichtige Rolle.
Finnische Flößer (Foto: Matti Saanio, *1)
Triftendes Holz (Foto: KW Gullers, *2)
Flößerei in Finnland (Foto: Thomas Höpker, *1)
Sehr beeindruckende Skulpturen und Installationen aus Edelstahlgeschirr machen der indische Künstler Subodh Gupta (*1964) sowie der chinesische Künstler Zhan Wang (*1962).
Hier ein via http://www.youtube.com/watch?v=OPVaPpSQv-c eingebettetes Video zu einer von Guptas Arbeiten in Delhi:
Guptas Skulptur God Hungry via http://www.youtube.com/watch?v=4vIyyjzwits:
Literatur und Fotohinweise:
*1) Finland. Allhems Förlag, 1960
*2) Kw Gullers, Sigvard Strandh: Made in Sweden. Almqvist & Wiksell, 1963
*3) Schwedischer Touristenverein (Hg.): Schweden. Ein Bilderbuch. Svenska Turistföreningens Förlag, 1960