Die Wärffs bitten zur Party!

Im Schaufenster stehen gerade einige Teile aus Ann (*1937, D) und Göran (*1933, S) Wärffs Gebrauchsglas-Serien Grape und Party für Boda bzw. Kosta bzw. Kosta Boda:

Die Teile wurden in Formen gegossen, deren Blatt- oder Trauben-Struktur sich der Glasmasse einprägte. Die Ränder wurden bewusst unregelmäßig belassen, keine zwei Teller sind exakt gleich groß, keine zwei Schale gleich geformt.

Göran und Ann Wärffs gemeinsames Entwickeln und Arbeiten schlug sich in der Signatur „Görann“ oder „Wärff“ ihrer Unikatobjekte nieder. Auch Gebrauchsglas schufen sie gemeinsam, und so zirkulieren verschiedene Urheberschaften für Grape und Party. Grape wird manchmal alleine Ann Wärff zugeschrieben, Party alleine Göran Wärff, und immer wieder finden sich beide in einer gemeinsamen Urheberschaft genannt. Die Arbeitsteilung könnte so ausgesehen haben, dass Ann für das Dekor und Göran für die Glas-Technik zuständig war.(1)

Die Party-Serie, die 1972 für Kosta entstand, wurde mit mehreren Motiven produziert: Avocadoblätter (wie hier zu sehen), Mais, Hering, Scholle.
Die Avocado-Variante umfasste eine Vielzahl an Teilen: Teller in mehreren Größen, Schalen, Schüsseln, Platten, Gläser, Butterschalen, Salz- und Pfefferstreuer, Kerzenhalter,…

Grape wurde für Boda entwickelt und enthielt v.a. jene Teile, die Käse und Wein gut zusammenführten: Käseplatten, Teller, Schalen, Eiseimer,…

Die Avocado-Variante war die populärste und wurde am längsten produziert, ist aber nach über 40 Jahren am Auslaufen, zudem waren schon seit Langem nicht mehr alle Teile in Produktion.

Die Etikettierung mit Boda, Kosta oder Kosta Boda variierte je nach Firmensituation:
1742 wurde die Glashütte Kosta in Lessebo in Småland von (den Namensgebern) Anders Koskull (Ko-) und Georg Bogislaus Staël von Holstein (-sta) gegründet.
1864 gründeten Reinhold Victor Scheutz und Erik Vidlund die Glashütte Boda in Emmaboda in Småland. Davor hatten beide als Glasbläsermeister für Kosta gearbeitet.
1964 wurde die Kooperation der drei Glashütten Kosta, Boda und Åfors unter dem Namen Åforsgruppen (Die Åforsgruppe) etabliert, Geschäftsführer war Eric Rosén. 1971 wurde diese Konstellation in eine GesmbH namens AB Åforsgruppen umgewandelt. 1975 kam es zur Übernahme durch den Keramik- und Porzellanhersteller Upsala-Ekeby mit dem Gedanken, gemeinsam leichter Tafelgeschirr und -glas auf die gedeckten Tische zu bringen. 1976 schließlich geschah eine Reorganisation unter dem Namen Kosta Boda AB, nun auch mit gemeinsamer Produktion und gemeinsamen Vertriebsstrukturen, bei Beibehaltung der „werkseigenen“ GlaskünstlerInnen und ihrer jeweiligen typischen Formensprachen. 1990 wurde Kosta Boda von AB Orrefors übernommen.(2) 2005 kaufte die New Wave Group Orrefors Kosta Boda.

Göran Wärff ist mit Unterbrechung seit 1964 für Kosta bzw Kosta Boda tätig, Ann Wärff war den Werken von 1964-78 verbunden (1985 benannte sie sich in Ann Wolff um).

 

Literatur:

(1) Margareta Artéus (Hg.): Kosta 1742-1992. 250 years of craftmanship. (Kosta Boda, 1992), S.64 ff.
(2) Hans Andersson: Organisering för individualitet: transparenta och opaka aspekter i utvecklingsprocesser (Dissertation an der Linköping University / Faculty of Arts and Sciences, 2002), S. 47 ff.


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