Der Däne Erik Herløw (1913-1991) hatte an Kunstakademiet (Akademie der Bildenden Künste) in Kopenhagen studiert und war ausgebildeter Architekt, Produkt- und Industriedesigner. Er entwarf Einfamilienhäuser, Bürogebäude und Fabriken, war ein gefragter Ausstellungsarchitekt (u.a. für die Triennale 1951 in Mailand; für eine große Wanderausstellung über skandinavisches Design, die 1954 durch die USA ging, sowie für die Ausstellung Formes Scandinaves im Musée des Arts Décoratifs in Paris im Jahr 1958). Als Produktdesigner beschäftigte er sich mit den Materialien Gold und Silber und entwarf Schmuck sowie Tee- und Kaffeeservice für A. Michelsen, Georg Jensen, Cohr u.a. Außerdem arbeitete er gerne mit Eisen, Stahl, Aluminium und entwarf aus diesen Metallen Gebrauchsdesgin für die Küche und den Esstisch: Pfannen, Kannen und auch Bestecke, so etwa 1956 für Norstaal das Besteck Inka.
Auch für die Universal Steel Company / Copenhagen Cutlery schuf Herløw in den 1950er Jahren zwei wunderbare Bestecke: Contrast und Obelisk. Um Obelisk aus dem Jahr 1954 soll es hier gehen:
Das Ausgangsmaterial waren Stahlstangen, die bearbeitet wurden. Hier spielte Herløw gekonnt mit der Festigkeit des gewählten Materials Stahl. Er nahm alles an Material und damit an Dicke und Volumen weg, das unnötig war. Das Ergebnis war ein graziles und zugleich roh anmutendes Besteck:
Die matt geschliffenen Griffe betonen mit ihrem anthrazitfarbenen Ton das Material Stahl. Sie sind äußerst schlank gearbeitet, der maximale Durchmesser beträgt 8mm. An den Enden sind sie abgeflacht und zum Hals hin gerundet.
Die Vorderteile sind poliert und heben sich damit klar von den matten Griffen ab. Alle Teile sind in einem Stück gefertigt.
Besonders an den Messern ist die Grazilität gut zu erkennen, das Verpackungsdesign mit aufwändigen Holzstegen geht schön darauf ein und lässt die Teile in zwei Ansichten schweben:
Folgende Teile sind unten abgebildet (v.l.n.r.): Cocktaillöffel, kl. Vorlegegabel, Kaffeelöffel, Dessertlöffel, Buttermesser, Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Bouillonlöffel, Suppenlöffel, Tafelgabel, Tafelmesser.
Hier die Prägung mit Herløws Initialen am Griffende:
1949 erschien Herløws Buch Gode ting til hverdagsbrug (Gute Dinge für den täglichen Gebrauch). Er war 1954 Mitbegünder der Selskabet for Industriel Formgivning (Gesellschaft für Industriedesign). Großunternehmen engagierten Erik Herløw als künstlerischen Berater. Er war ein bedeutender Pädagoge und prägte das frühe dänische Industriedesign. Die erste Professur für Industriedesign an Kunstakademiet ging 1959 an ihn; er sollte sie 20 Jahre lang innehaben. Er hatte Gastprofessuren an mehreren europäischen Universitäten oder Kunstakademien inne sowie an Universitäten in den USA und Japan. Für seine Entwürfe erhielt er etliche Auszeichnungen, so etwa 1954 den Grand prix der Triennale in Mailand und 1958 die dänische Eckersberg-Medaille. Neben den namhaften skandinavischen Museen mit Designbezug besitzen auch das MoMa und das Metropolitan Museum in New York sowie das MAK in Wien einige seiner Entwürfe.
Literatur:
Bauer, Wolfgang-Otto: Europäisches Besteck-Design 1948-2000 (Arnoldsche, 2007)