schwedisches Besteck: Spectra

Pierre Forssell (1925-2004) erhielt seine Ausbildung von 1943-49 – mit einer einjährigen Unterbrechung für den Militärdienst – an der Stockholmer Konstfack (Kunsthochschule). Sein Schwerpunkt lag auf der Silberschmiedekunst, zusätzlich war er zum Werklehrer ausgebildet und technisch sehr interessiert. So war er ab 1952 einer der ersten, der als Abgänger der Kunsthochschule Industriedesigner wurde.

Zu seinen Entwürfen zählen zahlreiche Messingobjekte für Skultuna, darunter einige sehr außergewöhnliche Kerzenhalter. Bei Skultuna war er von 1955-86 tätig. Für Gense (1856 gegr. und damit Schwedens älteste noch aktive AG) entwarf er Gewürzstreuer, Salatbestecke und 1961 das Besteck Spectra:

Das Besteck war äußerst umfangreich, einen Großteil davon zeigt das folgende Foto (v.l.n.r.): Saucenlöffel, Limonaden-/Cocktaillöffel, Partygabel, Teelöffel, kleine Gabel, kleines Messer, Dessertlöffel, Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Suppenlöffel, Tafelgabel, Tafelmesser, Fischmesser:

Die Griffausformung war namensgebend – Spectra, angelehnt an die Spektralfarben, in die mit Hilfe eines Glasprismas das Licht zerlegt werden kann.

Die Messer haben Hohlhefte, wurden also aus mehreren Teilen zusammengesetzt, deren Stahllegierungen sich unterscheiden. Die eingesetzten Klingen, bei denen Härte wesentlich ist, wurden in  aufwändigen und entsprechend kostspieligen Arbeitsgängen geschmiedet und gehärtet, geschliffen und poliert.

Die Holhlhefte wurden aus zwei Halbschalen zusammengesetzt, Klinge und Heft schließlich mit einem Spezialzement zusammengefügt. Durch Polieren wurden die Nahtstellen an den Heftseiten geglättet. Die Messergriffe sind auf Ober- und Unterseite gleich ausgeformt.

Im Gegensatz dazu haben die in der Monoblockvariante gefertigten Gabeln, Löffel und auch die Fischmesser sozusagen Griffe mit einem Negativ und einem Positiv:

Ein all-in-one Besteckteil ist die Partygabel: Eine kleine, handliche Gabel mit zwei Zinken, bauchiger Laffe zum Aufnehmen von Saucen, und mit leicht ange- schliffenen Kanten zum leichteren Zerteilen der Speisen. Ideal, um auf Parties mit dem Teller in der einen Hand (oder auf den Knien balancierend) und dieser Gabel in der anderen den Hunger zu stillen:

Eingeführt wurde Spectra mit diesem Inserat (gefunden in der Designzeitschrift form, Nr. 7-8/1961, S. 428):

Spectra wird hier als die große Gense-Neuigkeit des Jahres präsentiert. Auf die Vorzüge des Hohlheftes – gute Griffigkeit bei gleichzeitig federleichtem Gewicht – weist ein eigenes Info-Kästchen hin. (Schön sind die schwarzen Quadrate mit den stark abstrahierten Symbolen für Gabel, Messer, Löffel!)

Bei der Verpackung blieb Gense seiner Linie treu: Kartons mit Sichtfenster, innen gelb, außen grün, und eingesetzt für alle damals erhältlichen Bestecke der Firma:

Beigelegt fand sich ein Zettelchen mit der Qualitätsgarantie:

 

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Literatur:

Inez Svensson (Idee): Tanken och handen. Konstfack 150 år (Page One Publishing AB Stockholm, 1994)


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