Wie so viele seiner KollegInnen im Besteckdesign hatte Falle Uldall (1923-2017, DK) eine Ausbildung zum Goldschmied gemacht, bevor er sich dem Produktdesign zuwandte. Sehr bald schon entwarf er für Georg Jensen, war für dieses Unternehmen während der 1950er einige Jahre auch in dessen spanischen Werkstätten leitend tätig. Arbeiten in Teak wie etwa Käseplatten, Pfeffermühlen oder Eiseimer entstanden für Danewood, Rosti Mepal produzierte u.a. seine Melamin-Schale Benedikte. Für Cohr entwarf er 1962 das Silberbesteck Mimosa sowie das versilberte Besteck Regatta, für Danske Guldsmedes Sølvvarefabrik A / S entstand das Silberbesteck Eva, für Raadvad entwarf er das Besteck Orion und etwa 1958 für C. Thaysen & Co. jenes, um das es hier gehen soll: Toledo:
„Systrarna Jobs“ – die beiden Jobs-Schwestern: Ihre Textilmuster genießen in Schweden einen ebenso hohen Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad wie Josef Franks Stoffentwürfe. Ihre Dessins zieren als Tapeten Wände, werden als Meterware für Vorhänge, Möbelstoffe, Accessoires eingesetzt, und nicht zuletzt finden sich ihre Interpretationen von Pflanzen und unterschiedlichen Vegetationen als kleine Leinendeckchen und Tischläufer in vielen Haushalten wieder. Den Jobs-Schwestern und Frank war das Üppig-Florale gemeinsam, der genaue Blick für pflanzliche Details, und die Begeisterung für Farbenpracht. Wo Frank ins Phantastische ging, blieben sie jedoch der Natürlichkeit verbunden.
Dem Sticken haftet der Ruf eines etwas altbackenen, verstaubten Hobbys an. Abgesehen davon, dass über die Relevanz oder Qualität von Hobbies generell gar nicht diskutiert werden muss, ist Sticken im Gegenteil eine sehr fordernde Technik und erfordert besonders bei größeren Projekten höchste Konzentration und absolute Exaktheit.
Eigentlich wollte ich das Thema Stickereien ordentlich aufbereiten, Geschichte und Traditionen beleuchten, einige der begnadeten Musterentwicklerinnen wie etwa Clara Wæver (1855-1930, DK) vorstellen. Aber es ist Frühling! Und was ich hier zeigen möchte, zelebriert die Natur, Flora und Fauna, zartes erstes Blühen und üppige Vegetation. Die Zeit reicht also nicht für einen fundierten Text, den reiche ich gelegentlich nach und möchte hier einfach die wunderbaren Darstellungen von Flora und Fauna präsentieren, die v.a. von geschickten Frauen entworfen und gestickt wurden.
Einige Motive sind sehr naturalistisch und wurden nach Vorlagen aus Fachbüchern der Vogelkunde oder Botanik erstellt. Andere Motive sind stark abstrahiert. Gestickt wurde zumeist auf Leinen.
Wandbilder, Tischläufer, sehr kleine und etwas größere Tischdeckchen finden Sie hier aufgereiht, ganz unten sind Platzdeckchen und irgendwo mittendrin versteckt sich eine tolle Osterdecke. Und ich warne Sie, Ihr Scroll-Finger wird glühen, denn die Wandbilder und Läufer sind lang…
Der Kopenhagener Designer Henning Koppel (1918-81, DK) hinterließ ein reiches Oeuvre. Dass er sich in Kopenhagen und Paris nach seinem Grafikstudium auch zum Bildhauer ausbilden ließ, kam vielen seiner Objekte zugute. Besonders sein Silberschmuck oder die Hohlwaren für Georg Jensen muten äußerst skulptural an. Seine ersten Schritte als Designer setzte er im Schmuckbereich für Svenskt Tenn. Wie zahlreiche andere Dänen und Däninnen jüdischen Glaubens war er im zweiten Weltkrieg nach Schweden geflohen und verbrachte die Zeit von 1943-44 in Stockholm. Auch für die schwedische Glashütte Orrefors war er zu jener Zeit erstmalig tätig.
Zurück in Dänemark, begann er eine fruchtbare und lebenslange Zusammenarbeit mit der Silberschmiede Georg Jensen. Organisch geformter, futuristischer Silberschmuck, kühn geschwungene Silber- und Stahlkannen, Kerzenhalter, Tafelsilber und Stahlbesteck gehörten zu seinen Produkten für dieses renommierte Unternehmen. Außerdem entwarf er ab 1961 zwei Jahrzehnte lang einige Geschirrserien für Bing & Grøndahl, darunter das heute noch beeindruckende Form 24 von 1962. Für Louis Poulsen entstanden Leuchtenentwürfe, für Ørskov Hausrat aus dem damals so innovativen Material Melamin. Neben seinen Glasarbeiten für Orrefors schuf er auch für das dänische Glaswerk Kastrup Studio- und Gebrauchsglas, und auch Möbelentwürfe gehörten zu seinem Portfolio.
Viele seiner Arbeiten wurden international beachtet und prämiert. Bei der Triennale Milano 1951, -54 und -57 wurden Entwürfe von ihm mit einer Goldmedaille bedacht.
Koppels erster Besteckentwurf von 1957 war zugleich das erste Edelstahlbesteck, das Georg Jensen produzieren ließ: Caravel – sehr modern, sehr prägnant. 1963 folgte das geradlinige New York, das für die dort stattfindende Expo 1964 entworfen worden war. Es erfreute sich großer Beliebtheit, wofür auch der enorme Schwund im dänischen Restaurant am Messegelände ein deutlicher Beleg war. 1973 kam Strata mit seinen charakteristischen Kunststoffpaneelen an den Griffen auf den Markt und blieb bis 1981 in Produktion. Ableger davon waren die reinen Edelstahl-Bestecke Holiday I und Holiday II. Um letzteren Entwurf soll es in diesem Beitrag gehen.
Vom sehr umtriebigen Designer, Gunnar Cyrén (1931-2013, S), ist auf seiner Website eine schöne Autobiographie¹ veröffentlicht, in der er bis in die Zeit seiner Großeltern ausholt, um – wohl auch sich selbst – das Erstaunliche seines Werdegangs bewusst zu machen. Wie viele seiner Generation stammte er aus sehr einfachen Verhältnissen, seine Ausbildung zum Designer verlief über Umwege (Jazz und Jobs), dank seines Talents und mit Hilfe glücklicher Zufälle.
Seine Arbeiten für renommierte Firmen wie Orrefors oder Dansk Designs verschafften ihm einen Namen, sodass er gemeinsam mit der Keramikerin und Porzellan-Designerin Karin Björquist (1927-2018, S) sowie der Textilkünstlerin Ingrid Dessau (1923-2000, S) für das 90-Jahrjubiläum der Nobel-Preisverleihung 1991 gebeten wurde, den Table Top des jährlichen Nobel-Bankettes am 10. Dezember neu zu entwerfen. Cyrén entwarf sämtliche Gläser, Karaffen, Kerzenhalter, Messerbänkchen sowie das Besteck. Als Hersteller wurden natürlich schwedische Qualitätsfirmen von Rang beauftragt. Für das Geschirr Rörstrand und Gustavsberg, für die Glaswaren Orrefors, für die Textilien Klässbols Linneväveri, und für das Besteck Gense (bzw. Yamazaki: Der japanische Hersteller produziert im Auftrag von Gense). Der Name dieses edlen Hausrats: Nobel.