Im Schaufenster stapelt sich gerade ofenfeste Keramik für Ofen, Herd und Tisch (und Kühlschrank!). Zweiter gemeinsamer Nenner ist die Farbe kobaltblau:
Die Entwürfe stammen von Hertha Bengtsson (Blå eld, 1951 für Rörstrand, S), Kaj Franck (Kilta/Teema, 1952 für Arabia, SF), Sigrid Richter (Eden, 1960 für Rörstrand, S), sowie eine blaue Serie von Gefle (vor 1959, S).
Allesamt sind sie ofenfest, teils auch für den Herd geeignet und dabei so schön gestaltet, dass man sie direkt auf den Tisch stellen und das Essen servieren kann. Wird nicht alles aufgegessen, gibt man den Deckel auf den Topf oder die Pfanne und stellt die Reste in den Kühlschrank.
Porzellan, Steingut und Keramik für den täglichen Gebrauch wurde von zahllosen kleineren Werkstätten und etlichen großen Fabriken hergestellt. Zu letzteren zählten u.a. Gustavsberg, Rörstrand, Upsala Ekeby (UE), Gefle Porslin und Höganäs. Diese Fabriken hielten sich wiederum kleine Werkstätten und Ateliers, in denen experimentiert und künstlerische Keramik entworfen werden konnte, die in relativ kleinen Auflagen von WerksarbeiterInnen geformt, gebrannt und glasiert wurde.
Ausführliche Blogbeiträge zu den einzelnen Keramikstudios sind in Arbeit, hier ein kleiner Vorgeschmack. Weiterlesen
Die finnische Keramikerin und Industriedesignerin Ulla Procopé-Nyman (1921-68) absolvierte an der 1871 in Helsinki gegründeten Hochschule für Kunst und Design* ein Keramikstudium. Bereits 1948 wurde sie von Arabia engagiert, wo sie u.a. mit Kaj Franck zusammen arbeitete. Die ersten Jahre saß sie noch selbst an der Drehscheibe, musste diese Arbeit aber sehr bald aus gesundheitlichen Gründen beenden. Sie widmete sich vermehrt dem Entwurf von Tafelgeschirr, dabei enstanden Klassiker wie 1957 die feuerfeste Serie Liekki (finn. Flamme), 1960 das etwa 30-teilige Geschirr Ruska (finn. braun), und etwa 1953 ihre berühmte Teekanne mit bambusumwickeltem Griff mit der Modellbezeichnung GA:
Stig Lindberg (1916-1982, S) begann 1935 sein Studium an der Technischen Universität in Stockholm (die spätere Universität für Kunst, Handwerk und Design, kurz Konstfack). Schon 1937 kam er das erste Mal als Praktikant an die Porzellanmanufaktur Gustavsberg. Von 1937-40 lernte Lindberg dort als Schüler bei Wilhelm Kåge (1889-1960), der seit 1917 die künstlerische Leitung bei Gustavsberg inne hatte. Zusammen gründeten die beiden Keramiker 1942 das Gustavsberg Studio, wo sie und weitere namhafte KeramikerInnen sehr frei experimentieren konnten. Eigentlich hatte Lindberg nach seinem ersten Praktikum einen Studienaufenthalt an der Wiener Kunstakademie geplant gehabt. Doch die Fabriksleitung von Gustavsberg erkannte sein Talent und bot ihm eine Anstellung samt Studien in Paris an. Lindberg nahm an und prägte Gustavsbergs Produktion über viele Jahre. Von 1949-57 und von 1972-80 war Stig Lindberg künstlerischer Leiter des Studios, dazwischen unterrichtete er an der Kunstuniversität in Stockholm.
Nicht nur der künstlerischen Keramik galt Lindbergs Interesse. Seine Ideen und Entwicklungen auf dem Gebiet der Gebrauchskeramik waren schier unerschöpflich. 1955 präsentierte er eine feuerfeste Serie namens Terma:
Sture G. Olsson (1904-1991) war ein vielseitiger Unternehmer. Er führte die Gastwirtschaft „Tallhöjden“ im schönen Simlångsdalen im südwestschwedischen Bezirk Halland, betrieb eine Möbelfabrik sowie ein Einrichtungshaus, ein Geschäft für Herrenbekleidung und er importierte Teakholz im großen Stil. Doch deswegen soll er hier nicht erwähnt werden, sondern wegen seiner Keramikmarke „Tallhöjdens Stengods“.