Der Kopenhagener Designer Henning Koppel (1918-81, DK) hinterließ ein reiches Oeuvre. Dass er sich in Kopenhagen und Paris nach seinem Grafikstudium auch zum Bildhauer ausbilden ließ, kam vielen seiner Objekte zugute. Besonders sein Silberschmuck oder die Hohlwaren für Georg Jensen muten äußerst skulptural an. Seine ersten Schritte als Designer setzte er im Schmuckbereich für Svenskt Tenn. Wie zahlreiche andere Dänen und Däninnen jüdischen Glaubens war er im zweiten Weltkrieg nach Schweden geflohen und verbrachte die Zeit von 1943-44 in Stockholm. Auch für die schwedische Glashütte Orrefors war er zu jener Zeit erstmalig tätig.
Zurück in Dänemark, begann er eine fruchtbare und lebenslange Zusammenarbeit mit der Silberschmiede Georg Jensen. Organisch geformter, futuristischer Silberschmuck, kühn geschwungene Silber- und Stahlkannen, Kerzenhalter, Tafelsilber und Stahlbesteck gehörten zu seinen Produkten für dieses renommierte Unternehmen. Außerdem entwarf er ab 1961 zwei Jahrzehnte lang einige Geschirrserien für Bing & Grøndahl, darunter das heute noch beeindruckende Form 24 von 1962. Für Louis Poulsen entstanden Leuchtenentwürfe, für Ørskov Hausrat aus dem damals so innovativen Material Melamin. Neben seinen Glasarbeiten für Orrefors schuf er auch für das dänische Glaswerk Kastrup Studio- und Gebrauchsglas, und auch Möbelentwürfe gehörten zu seinem Portfolio.
Viele seiner Arbeiten wurden international beachtet und prämiert. Bei der Triennale Milano 1951, -54 und -57 wurden Entwürfe von ihm mit einer Goldmedaille bedacht.
Koppels erster Besteckentwurf von 1957 war zugleich das erste Edelstahlbesteck, das Georg Jensen produzieren ließ: Caravel – sehr modern, sehr prägnant. 1963 folgte das geradlinige New York, das für die dort stattfindende Expo 1964 entworfen worden war. Es erfreute sich großer Beliebtheit, wofür auch der enorme Schwund im dänischen Restaurant am Messegelände ein deutlicher Beleg war. 1973 kam Strata mit seinen charakteristischen Kunststoffpaneelen an den Griffen auf den Markt und blieb bis 1981 in Produktion. Ableger davon waren die reinen Edelstahl-Bestecke Holiday I und Holiday II. Um letzteren Entwurf soll es in diesem Beitrag gehen.
Vom sehr umtriebigen Designer, Gunnar Cyrén (1931-2013, S), ist auf seiner Website eine schöne Autobiographie¹ veröffentlicht, in der er bis in die Zeit seiner Großeltern ausholt, um – wohl auch sich selbst – das Erstaunliche seines Werdegangs bewusst zu machen. Wie viele seiner Generation stammte er aus sehr einfachen Verhältnissen, seine Ausbildung zum Designer verlief über Umwege (Jazz und Jobs), dank seines Talents und mit Hilfe glücklicher Zufälle.
Seine Arbeiten für renommierte Firmen wie Orrefors oder Dansk Designs verschafften ihm einen Namen, sodass er gemeinsam mit der Keramikerin und Porzellan-Designerin Karin Björquist (1927-2018, S) sowie der Textilkünstlerin Ingrid Dessau (1923-2000, S) für das 90-Jahrjubiläum der Nobel-Preisverleihung 1991 gebeten wurde, den Table Top des jährlichen Nobel-Bankettes am 10. Dezember neu zu entwerfen. Cyrén entwarf sämtliche Gläser, Karaffen, Kerzenhalter, Messerbänkchen sowie das Besteck. Als Hersteller wurden natürlich schwedische Qualitätsfirmen von Rang beauftragt. Für das Geschirr Rörstrand und Gustavsberg, für die Glaswaren Orrefors, für die Textilien Klässbols Linneväveri, und für das Besteck Gense (bzw. Yamazaki: Der japanische Hersteller produziert im Auftrag von Gense). Der Name dieses edlen Hausrats: Nobel.
Stig Lindbergs (1916-82, S) herd- und ofenfeste Keramikserie Terma wurde ja bereits an anderer Stelle vorgestellt. Eine weitere äußerst schlichte Geschirrserie von diesem Ausnahmekünstler¹ für Gustavsberg entstand sehr zeitnah, von 1959 bis 1963 war sie in Produktion, und liest man ihren Namen, folgt unweigerlich die durchaus intendierte Assoziation zum damals noch nicht so weit zurückligenden Bauhaus-Stil: Bohus.
Erik Magnussen (1940-2014, DK) hatte die Kunsthåndværkerskolen in Kopenhagen besucht und war eigentlich ausgebildeter Keramiker. Durch seine Arbeit bei der Porzellanmanufaktur Bing & Grøndahl als sehr junger Mann eröffnete sich ihm das Gebiet des Industriedesigns. Sein Fokus lag auf simplen, technischen Lösungen, Reduktion auf das Wesentliche führte ihn in seiner Entwurfstätigkeit zu sehr schönen Ergebnissen. 1976 stieß Magnussen zu Stelton, entwarf dort u.a. die mittlerweile in so gut wie keinem Krativbüro fehlende Thermoskanne mit dem praktischen Wippdeckel. Sein minimalistischer Ansatz, das Design für jeden entworfenen Gegenstand mit sehr analytischem Blick auf dessen Funktionalität möglichst komprimiert auf den Punkt zu bringen, lässt sich gut an seinem Besteck EM nachvollziehen, das er 1995 für Stelton (gegr. 1960, DK) entwarf:
Arne Jacobsen (1902-71, DK) ist einer jener Designer, denen fast ausschließlich Designklassiker gelungen sind. Egal, was er anfasste, es wurde zur Designikone.
Von der Architektur kommend, entwickelte er sich über Bauprojekte und da wohl vor allem über sein Hotelprojekt SAS Roayl Hotel, für das er alle Details von der Einrichtung bis hin zu den Türgriffen entwarf, zum Produktdesigner.
Sein Monoblock-Besteck aus dem Jahr 1957 wirkte schon bei Erscheinen unglaublich avantgardistisch, noch 10 Jahre später empfand der Regisseur Stanley Kubrick (1928-99) es als futuristisch genug, um ihm eine Nebenrolle in seinem Film 2001: A Space Odyssey zu geben. Und dass das Besteck nichts an Kühnheit verloren hat, sieht man auf einen Blick: