Jeder und jedem mit Interesse für skandinavische Designklassiker im Bereich Tischkultur lege ich das MAK DESIGN LABOR im Untergeschoß des MAK ans Herz. Besonders in den beiden Räumen Kochen und Essen und Trinken könnte Letzteres bei einigen von Ihnen anfangen, schneller zu schlagen:
Hier ein paar Schnappschüsse von der Ausstellung, beginnend mit Porzellanservicen der schwedischen Manufaktur Gustavsberg:
Stig Lindberg (1916-82, S) startete seine höchst erfolgreiche Karriere als Keramikdesigner schon im Alter von 21 Jahren bei Gustavsberg. Mit 32 Jahren übernahm er von Wilhelm Kåge die künstlerische Leitung. In seinen Entwürfen für Gebrauchsdesign paarten sich immer hohe Funktionalität mit ästhetischem Anspruch. Ein schönes Beispiel dafür ist die ofenfeste Serie Terma, die bis 1976 in Produktion war:
Terma, 1955 für Gustavsberg. Die spezielle Keramikmasse war ein Produkt der Raketenforschung und ist feuer- und ofenfest sowie sehr temperaturschockverträglich.
Spisa Ribb, 1955 entworfen und bis 1974 in Produktion. (Darunter schimmern die Pastellfarben des österreichischen Entwurfes Daisy für Lilienporzellan, dessen Tassen ganz ähnlich geformt sind.) Die einfärbigen Varianten in Gelb und Hellblau hießen Spisa (= speisen, ribba = Sprosse). Terma und Spisa Ribb ergänzten sich von den Formen und Farben her und wurden von Gustavsberg auch gemeinsam beworben wie hier in der schwedischen Designzeitschrift form Nr. 3/4 von 1956:
In seiner Schlichtheit und Funktionalität ein nach wie vor außerordentlich zeitgemäßes Geschirr mit Teakdeckeln hieß Bohus:
Bohus, 1959. Oben in Blau und unten in Grau:
Offenbar war die Dekorlosigkeit damals nicht sonderlich populär, der Verkauf ging schleppend und etwa zwei Jahre später kam dieselbe Form in weiß mit grünem Blattdekor unter dem Namen Berså auf den Markt und wurde zum Renner. Berså ist zu einem heute weltweit gefragten Sammlergeschirr geworden. Zur Illustration ein Werbefoto, gefunden in der form-Ausgabe 3/4 von 1961:
Die Keramikerin Karin Björquist (*1927, S) wurde 1950 bei Gustavsberg angestellt, wo sie über 40 Jahre lang tätig war, die letzten Jahre als künstlerische Leiterin. Aus Björquists blau-weißem Entwurf Kobolt trank u.a. auch Ingmar Bergman seinen Tee. Das folgende dunkelgrüne Service war von 1957-73 in Produktion:
Wilhelm Kåge (1889-1960, S) war von 1917-48 künstlerischer Leiter bei Gustavsberg. Die hier abgebildete Form war ohne Dekor bereits in den späten 1930ern in Produktion und bekam erst später das graue Dekor verpasst.
Grå ränder (= graue Streifen), 1945-69 in Produktion.
Das Besteck mit den eigenwillig geformten schwarzen Nylongriffen wurde von Ainar Axelsson für GABIS entworfen, das Modell heißt Extrême.
Eine weitere schwedische Porzellanmanufaktur war Karlskrona Porslinsfabrik. Aus ihrer Produktion ist dieses äußerst durchdachte, funktionelle und ofenfeste Service namens Dukat (= gedeckt). Der Entwurf aus dem Jahr 1954 stammt von Sven Erik Skawonius (1908-81, S):
Natürlich ist alleine im Themenbereich Essen und Trinken weit mehr zu sehen als hier abgebildet: Dänisches Emaille von Jens Harald Quistgaard, österreichisches Emaille von Carl Auböck für Riess, Tafelglas von Alfred Seidl für Stölzle, um nur einige zu nennen. Sehr schön integriert sind außerdem aktuelle Entwürfe jüngerer österreichischer Designerinnen und Designer. So stellen etwa dottings Aromapots für Riess oder Thomas Feichtners Besteck Cutt für die Wiener Silber Manufactur wichtige Exponate der „Abteilung Hausrat“ der MAK-Studiensammlung dar.
Das Konzept, nach dem die Studiensammlung seit Mai in thematisch neuer Anordnung so spannend präsentiert wird, stammt vom österreichischen Studio Eoos Design.
Und weil zwar immer mit Wasser gekocht wird, das Was und das Wie aber äußerst vielfältig sein kann, unterscheiden sich auch die Küchen entsprechend: