Nach den beiden Vorgängermodellen aus der Feder von Helmut Alder (*1924, A), die Amboss Neuzeughammer unter den Musternummern 2050 bzw. 2070 lancierte, ist nun das Muster mit der Nummer 2090 aus dem Jahr 1963 dran:
Mit diesem markanten Design ist Alder ein sehr prägnanter, unverkennbarer „Alder-Entwurf“ gelungen. Die gefasten Griffkanten verpassen den Griffen aller drei Teile einen achteckigen Querschnitt. Dabei sind die Griffenden von Gabel und Löffel leicht aufgestellt.
Die Wegnahme der rechtwinkeligen Kanten führt wie schon beim Muster 2050 durch andere Lichtbrechung zu einer schmäleren Erscheinung:
Die unterschiedlichen Abstrahlwinkel bewirken unterschiedliche Schattierungen:
Mit einem Trick gaukelt der Löffel vor, dass auch seine Laffe aus dickem Material mit gefasten Kanten besteht. Doch ist die Laffe – alleine schon aus Gründen der Schwerpunkttarierung – natürlich nicht klobig gearbeitet, sondern in der üblichen Materialstärke gehalten. Die markante überstehende Kante entsteht beim Press- und Stanzvorgang und hat vor allem einen optischen Zweck: Die Eiform der Laffe wird dominant umrahmt von einem eckigen Saum, der dem Löffel die passende Erscheinung zur kurzzinkigen, „breitschultrig“ wirkenden Gabel gibt.
Ein weiteres schönes Gestaltungsdetail ist die Abflachung der Kellen an Löffel- bzw. Gabelrückseite – der flache Griff zieht sich quasi in die Kelle weiter. Mit dem Nebeneffekt, dass Gabel und Löffel nicht nachwackeln, wenn sie abgelegt werden.
Interessant der Vergleich der Löffel von Muster 2070 und 2090: 2070 schmiegt sich umgekehrt wunderbar in 2090 ein, als hätte Alder bei der Formgebung einfach den Vorgängerlöffel umgedreht:
Die Klingenspitze ist wie schon beim Messer der 2070-Serie schräg gekappt:
Neben einem kleinen Tee- oder Kaffeelöffel, der im Prinzip eine Miniaturausgabe des Suppenlöffels ist…
…gab es natürlich noch weitere Teile, unter anderem auch ein Fischbesteck:
Es ist deutlich weniger skulptural ausgeformt, die Gabel kommt an der Unterseite ihrer Kelle ohne die prägnante Abflachung aus. Zudem sind Messer- und Gabelgriffe deutlich weniger materialstark und damit viel flacher und leichter. Das mag dem besseren Hantieren beim Fischessen dienen.
Sehr klar und unverschnörkelt wie das Besteck selbst waren auch die Verpackungen:
Da Alders Entwürfe bei aller Eigenständigkeit einige Gemeinsamkeiten aufweisen, hier ein Gruppenbild dreier seiner Bestecke (v.l.n.r.: 2050, 2070, 2090):
Die Löffel:
Die Gabeln:
Die Messer:
Alle Teile sind mit Amboss gemarkt:
Weitere österreichische Bestecke finden Sie hier.
Literatur:
Heinz-Jürgen Averwerser & Jörg Müller-Daehn: Amboss. Bestecke – Flatware 1950-1992 (2010, Solingen)