Helmut Alder (*1924) entwarf für das 200-jährige Bestehen der Firma Amboss (A) im Jahr 1969 ein Jubiläumsbesteck mit der Musterbezeichnung 2300. Doch gibt es zwei sehr unterschiedliche Ausführungen der Messer, Gabeln und Löffel. Wer Helmut Alders Bestecke kennt, wird nicht lange zögern und die linke Gabel als seinen Entwurf identifizieren:
Die rechte Gabel war Teil der nachträglich so genannten 1. Version, die wohl aus einer werkseigenen Überarbeitung von Alders Entwurf resultierte.
Diese 1. Version hatte eine konventionelle Gabelform, der Tafellöffel war weniger stark gemuldet und fasste daher weit weniger Suppe (und das in einem Suppenland wie Österreich!), und die Messerklinge war so lang wie der Griff. Das Material der Griffauflage war Palisander, Hirschhorn oder Pagholz (wie bei den hier gezeigten Teilen).
Dieser konservative Werksentwurf wurde schließlich eingestellt, Alders Originalentwurf – die sog. 2. Version – kam in Produktion. Hier waren die Gabelzinken im Vergleich zum Schiff kurz, der Suppenlöffel war trapezförmig und fasste doppelt soviel wie Version 1, die Messerklinge war deutlich kürzer. Die Griffe waren schmäler und es wurde nur noch Palisander oder Pagholz als Griffauflage verwendet.
Links Tafelmesser und -gabel der 1. Version, rechts Gabel und Fischmesser nach Alders Originalentwurf:
Auch Vorlegeteile gehörten zum Modell 2300:
Für welche Version und damit für wessen Entwurf man sich bei Rosenthal entschied, als die deutsche Firma das Besteck in ihr Sortiment aufnahm, kann ich nicht sagen. Links die (oder eine der?) Amboss-Ausführung(en), rechts die Rosenthal-Ausführung:
Weitere österreichische Bestecke finden Sie hier, skandinavische Bestecke hier und Allgemeines zu Besteck hier.
Literatur
Mehr zu diesem und weiteren Amboss-Besteckan kann im – leider vergriffenen – Ausstellungskatalog „Amboss. Bestecke – Flatware 1950-1992“ von Heinz-Jürgen Averwerser & Jörg Müller-Daehn (2010, Solingen) nachgelesen werden, das auch für die hier geposteten Informationen als Quelle diente.
Dank auch an Johannes Treytl-Hartmann für seine Assoziationen und Überlegungen zu den zwei existierenden Versionen.