österreichisches Besteck: 2050

Helmut Alders (*1924) Besteck für Amboss Neuzeughammer mit der Musternr. 2300 wurde ja bereits vorgestellt, hier soll es um Alders allerersten umgesetzten Entwurf für Amboss gehen, nämlich um das Besteckmuster 2050 aus dem Jahr 1954.

Amboss 2050 Helmut Alder 1954_1

Dem Katalog 1) zu den Amboss-Besteck-Ausstellungen 2010 in Solingen und Hannover ist zu entnehmen, dass dieses Besteck „eines der frühesten europäischen Bestecke mit einem Monoblockmesser moderner Prägung“ war. Aus heutigem Blickwinkel mag es in seiner Schlichtheit sehr „normal“ und unaufregend wirken, doch hält man sich vor Augen, womit die Jahrzehnte davor gegessen worden war, wird die Radikalität des Entwurfs deutlich. Messerblatt und Gabelzinken sind deutlich kürzer als bei den bis dahin üblichen Bestecken. Dafür ist die Gabel relativ breit gearbeitet und mit einer deutlichen Laffe versehen.

Amboss 2050 Helmut Alder 1954_3

Und das Messer als Monoblock, also ohne aufwändig gearbeiteten Hohlheftgriff mehr, war vermutlich auch eine Herausforderung für damalige Gewohnheiten – keine Pistolengriffe, keine Hundenasen, Geigen oder spatenförmigen Griffenden, keine schmückenden Prägungen mehr, keine Ranken, Lilien, Faden- oder Perlmuster als Dekor. Aber auch ein Monoblockgriff musste irgendwie gestaltet sein. Und hier, bei seinem ersten Besteckentwurf, zeigte sich schon Alders Können und seine Vorliebe für die Kante.

Am markantesten ist die Kantigkeit der Gabel:

Amboss 2050 Helmut Alder 1954_6
Amboss 2050 Helmut Alder 1954_5

Die Kantigkeit der Gabel geht in den handfreundlich gefasten und polierten Griff über. Dieses Abmildern der Kanten hat optisch den Effekt, dass sich das Licht anders bricht, die Griffumrisse sozusagen eine andere Helligkeit und damit Farbe haben und somit schlanker wirken. Gut zu sehen ist das an den Messern:

Amboss 2050 Helmut Alder 1954_8
Amboss 2050 Helmut Alder 1954_9

Alle Teile waren gemarkt:

Amboss 2050 Helmut Alder 1954_7

Der Entwurf wurde 1954 bei der X. Triennale di Milano mit der Silbermedaille ausgezeichnet und erhielt darüber hinaus noch mehrfach Preise, u.a. den Österreichischen Staatspreis für gute Form im Jahr 1962.
Als Rosenthal das Besteckmuster in Produktion nahm, wurde es unter dem Namen ABC verkauft.

Weitere österreichische Bestecke finden Sie hier.

 

Literatur:

Heinz-Jürgen Averwerser & Jörg Müller-Daehn: Amboss. Bestecke – Flatware 1950-1992 (2010, Solingen)


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