Form, Material, Größe, Umfang von Besteck sind abhängig von vielen Faktoren – Kulturkreis, Materialentwicklungen und -verfügbarkeit, etc. sind einige dieser Einflüsse (siehe dazu auch hier). Wie unterschiedlich aber Bestecke im Zeitraum der 1950er-60er alleine in Skandinavien und Finnland ausfielen, sehen Sie in diesem Blogeintrag – einem posting in progress – den ich sukzessive ergänzen werde.
Über österreichische Bestecke können Sie hier nachlesen, Allgemeines zu Bestecken erfahren Sie hier.
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ca. 1955, Scanline
So, jahrelanges Suchen nach Belegen für Sigvard Bernadotte als Urheber dieses Bestecks hat jetzt – im September 2023! – endlich ein Ende. Ich bin auf eine seriöse Quelle gestoßen, die dieses Besteck eindeutig Sigvard Bernadotte (1907-2002, S) zuschreibt: Das RISD Museum – Rhode Island School of Design Museum, siehe auch hier.
Hersteller war Broste, das Werk dürfte aber in Indonesien gewesen sein. Das Material ist eine helle Bronze-Legierung (aus 80% Kupfer und 20% Zinn).
Es kursierten dann sehr rasch „nachempfundene“ Bestecke in der selben Bronzelegierung, in Indonesien oder ev. Thailand hergestellt, oft in gediegene Holzkoffer geschlichtet und mit Namen wie Skanthai versehen.
Es steckt viel Handarbeit in diesem Modell, jedes Teil ist händisch ausgeklopft, -geschnitten oder -gesägt, daher unterscheiden sich die einzelnen Teile in kleinen Nuancen:
Die Griffe sind allesamt mit dem Modellnamen Scanline geprägt:
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1944, Thebe
Folke Arström (1907-1997, S) für Gense (S):
Die Besteckserie wies ursprünglich ca. 50 verschiedene Teile + dazu gehörende Edelstahl-Kannen, -Schalen, -Serviettenhalter, etc. auf. Hier eine Anzeige aus der 1901 gegründeten schwedischen Designzeitschrift FORM (Nr. 7/1945):
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1949, Facette
Folke Arström (1907-1997, S) für Gense (S):
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1953, Scanline
Sigvard Bernadotte (1907-2002, S) & Acton Bjørn (1910-1992, DK) für Lundtofte (DK):
1950 gründeten Sigvard Bernadotte und Acton Bjørn in Kopenhagen gemeinsam Skandinaviens erstes Studio für Industrial Design, Bernadotte & Bjørn Industridesign A/S. Später kamen Filialen in New York und Stockholm dazu. Die ebenfalls Scanline genannte Besteckserie von 1953 entstand für die dänische Besteckfirma Lundtofte:
Die Griffe waren entweder aus schön gezeichnetem Palisanderholz wie hier das Essbesteck, Tranchierset und der Saucenlöffel…
… oder aus Kunststoff – Elfenbeinimitat wie weiter oben, Schildpattimitat, oder schwarz wie hier:
Hier eine alte Werbegrafik:
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1954, Obelisk
Erik Herløw (1913-1991, DK) für Universal Steel Company / Copenhagen Cutlery (DK): Bei diesem Entwurf wird eine Qualität von Stahl betont – Festigkeit bei geringer Materialdicke.
Das Ausgangsmaterial waren Stahlstangen, die bearbeitet wurden. Herløw nahm alles an Material und damit an Dicke und Volumen weg, das unnötig war. Das Ergebnis war ein graziles und zugleich roh anmutendes Besteck:
Die matt geschliffenen Griffe heben mit ihrem anthrazitfarbenen Ton optisch den Eisengehalt im Stahl hervor. Sie sind äußerst schlank gearbeitet, der maximale Durchmesser beträgt 8 mm. An den Enden sind sie abgeflacht und zum Hals hin gerundet.
Die Vorderteile sind poliert und heben sich damit klar von den matten Griffen ab. Alle Teile sind in einem Stück gefertigt.
Besonders an den Messern ist die Grazilität gut zu erkennen, das Verpackungsdesign mit aufwändigen Holzstegen geht schön darauf ein und lässt die Teile in zwei Ansichten schweben:
Folgende Teile sind unten abgebildet (v.l.n.r.): Cocktaillöffel, kl. Vorlegegabel, Kaffeelöffel, Dessertlöffel, Buttermesser, Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Bouillonlöffel, Suppenlöffel, Tafelgabel, Tafelmesser.
Hier die Prägung mit Herløws Initialen am Griffende:
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1950er, Contrast/Kontrast
Erik Herløw (1913-1991, DK) für Universal Steel Company / Copenhagen Cutlery (DK):
Dieses Besteck ist leicht und grazil, der unüblich um 90° gedreht angesetzte Messergriff liegt beim Hantieren ideal an der Handkante an:
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1953, Servus
Sigurd Persson (1914-2003, S) für Kooperativa Förbundet (S):
Das Besteck war umfangreicher als hier abgebildet, doch sind hier schon sehr viele Teile zu sehen (v.l.n.r.): Buttermesser, Couvertmesser, Cocktaillöffel, Partygabel, Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Suppenlöffel, Tafelgabel, Tafelmesser:
Die Entwicklung des Besteckes geschah in enger Zusammenarbeit mit KFs Probeküche. Bei den Klingen hätte Persson ursprünglich eine unkonventionellere Form gewählt, mit deutlicher Dreiecksform. Doch entschied er sich für eine optisch unauffälligere Klingenform. Die Dreiecksform wurde später bei seinem Bestecksentwurf Ultra umgesetzt, und auch Servus svart (siehe Foto unten) bekam das fähnchenhafte Eck im Messerblatt verpasst:
Hier sind v.l.n.r. abgebildet das Couvertmesser, Vorspeisenmesser und Tafelmesser:
Die Schräge im Übergang vom massiven, leicht gewölbten Griff zum flachen Klingenstahl ist ein wesentlicher Teil des Designs: Es vermittelt Bewegung, streckt die Messer und schlägt formal den Bogen zu Löffel und Gabel, deren Kellenansatz ja auch schräg verläuft. Die Klingen kamen wahlweise mit oder ohne Wellenschliff:
Hier liegen eine Partygabel, Vorspeisengabel und Tafelgabel nebeneinander (v.l.n.r.):
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1954, Fjord
Jens Harald Quistgaard (1919-2008, DK) für Dansk Designs (USA):
Edelstahl mit Teakgriffen. Vor allem bei den Messern zeigt sich Quistgaards Meisterschaft in der Linienführung.
Die Variante mit schwarzen Nylongriffen lief unter dem Namen Kongo:
Das Tranchierset greift die Linien des Steakmessers und der Vorlegegabel auf:
Kleines und großes Salat-/Vorlegebesteck:
Eine ungefähre Datierung wird durch unterschiedliche Stempel möglich. Anfangs monogrammierte Quistgaard noch mit JHQ…
…später mit IHQ:
Etwa Anfang der 1960er verschwanden die schwimmenden Enten aus dem Logo.
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1955, Focus de luxe
Folke Arström (1907-1997, S) für Gense (S): Nach seinen beiden in Schweden sehr populären Bestecken Thebe (1944) und Facette (1949) gelang Arström mit Focus der internationale Durchbruch.
Edelstahl mit schwarzen, grauen oder weinroten Kunststoffgriffen bzw. in der Monoblockausführung, Focus helstål genannt:
Das Besteck war ursprünglich sehr umfagreich (die Neuauflage 2006 enthielt weit weniger Teile):
Die Hummergabel ganz rechts wurde Jahre später von Pierre Forssell dazu entworfen:
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1955, Capri
Adam Thylstrup (1914-1989, DK) für Nilsjohan (S):
Bratengabel (skinkgaffel) von Nilsjohan – Entwurfsjahr und DesignerIn unbekannt:
…ein essentielles Werkzeug auf jedem schwedischen Weihnachts-Buffettisch…
Und ein Sardinenheber (sillgaffel) sollte ebenfalls in keinem Haushalt fehlen:
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ca. 1956-74, Finnline
Bertel Gardberg (1916-2007) für Hackman (SF):
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vor 1957
M.K. Andreassen war zumindest für die Besteckvariante mit spitz zulaufenden Griffen verantwortlich. Die Firma Märtha, auf Grund einer Namensstreitigkeit nach Absprache mit dem damaligen König Haakon (der 1957 starb) in Skaugum (N) umbenannt, produzierte und produziert nach wie vor v.a. formneutrale, gut gefertigte Alltagsbestecke. Hier einige Material- und Formvarianten:
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1957, Servus svart
Sigurd Persson (1914-2003, S) für Kooperativa Förbundet (S): Der schwedische Kooperative Verbund, der dem österreichischen KONSUM oder der schweizer COOP entsprach, leistete sich nicht nur eine eigene Möbellinie, sondern auch funktionellen und schönen Hausrat. Wie etwa dieses Besteck, das in Japan produziert wurde:
Um das einhändige (rechtshändige!) Schneiden und Aufnehmen der Speisen zu erleichtern, hat die kleine Gabel eine leicht angeschliffene, stark ausgebuchtete linke Seite…
…deren Schwung im Messer wiederkehrt:
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1957, AJ
Arne Jacobsen (1902, DK) für A. Michelsen (DK) bis etwa 1970, seither Produktion durch Georg Jensen (DK): Jacobsens Monoblock-Besteck wirkte schon bei Erscheinen unglaublich avantgardistisch, noch 10 Jahre später empfand der Regisseur Stanley Kubrick (1928-99) es als futuristisch genug, um ihm eine Nebenrolle in seinem Film 2001: A Space Odyssey zu geben. Und dass das Besteck nichts an Kühnheit verloren hat, sieht man auf einen Blick:
Das Besteck war relativ umfangreich, hier sind nur Teelöffel, Dessertgabel, Bouillonlöffel für RechtshänderInnen, Tafelgabel, Tafelmesser, Suppenlöffel (oberes Foto), Buttermesser (oberes Foto), Vorlegegabel und Saucenlöffel zu sehen. Darüber hinaus gab es u.a. noch Mokkalöffel, Dessertlöffel, Suppenlöffel (deren Form jener des oben abgebildeten Teelöffels gleicht), Salat-/Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Buttermesser, Salatbesteck, Tortenheber, Vorlegelöffel und -gabeln. Und Bouillonlöffel für LinkshänderInnen!
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ca. 1957, Party
Nils Nisbel (*1932, S) für GAB (S) – siehe auch hier:
Das Besteck ist so flach, dass ein Set für 16 Personen gerade mal 10 cm in der Bestecklade einnimmt:
Das passende Salatbesteck von Nils Nisbel für GAB:
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ca. 1957, Extrême
Ainar Axelsson (*1920, S) für GAB (S): Dieser Entwurf war GABs Antwort auf Arströms populären Entwurf Focus de luxe für die Konkurrenzfirma Gense (siehe auch hier).
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ca. 1958 – frühe 1960er, Hawaii – Singoalla (- und rechts nochmals Capri)
Adam Thylstrup (1914-1989, DK) für Nilsjohan (S): Kunststoffgriffe in div. Farben, das Modell mit eckigen Griffen aus Perlmutt-Imitat hieß Hawaii
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1958, Toledo
Falle Uldall (1923-2017, DK) für C. Thaysen & Co. Edelstahl mit mattierten Griffen.
Für mehr Griffigkeit sind die Griffe materialstärker als die hochglanzpolierten Teile, die zum Mund geführt werden:
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ca. 1958/59, Eckhoff
Tias Eckhoff (1926-2016, N) für Lundtofte (DK): Griffe in Kunststoff (schwarz, Elfenbeinimitat, Perlmuttimitat,…) oder Edelholz (Teak, Palisander).
Links Griffe aus Palisander, rechts aus Teak:
Hier Buttermesser und Kartoffellöffel mit Griffen aus Elfenbeinimitat:
Und hier Nylongriffe im Perlmutt-Look:
Lundtofte trug auf den Besteckteilen im Firmenstempel häufig das Kürzel des jeweiligen Designers:
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ca. 1958, Lion de luxe bzw. Lion
Bertel Gardberg (1916-2007, SF) für Hackman (SF)
Die Variante mit den Kunststoffgriffen hieß schlicht Lion und kam in Schwarz…
…und in Rot:
Das Luxuriöse an der Lion de luxe-Ausführung waren die Griffe: Aus dem harten, dichten Palisanderholz gefertigt, das sich unnachahmlich weich anfühlt und beim Hantieren der Hand schmeichelt (Haptik ist ein nicht zu unterschätzender Aspekt aller Gebrauchsgegenstände):
Zur guten Haptik gesellt sich dann noch das lebhafte Farbenspiel des Holzes, also ist das Ganze auch eine optische Wohltat:
Der kleine Knick am Hals des Fischmessers erleichtert das Zerlegen des Fisches.:
Besteckteile mit schwarzen Nylongriffen:
Besteckteile mit roten Nylongriffen:
Besteckteile mit Palisandergriffen:
Es gab zahlreiche Sonderteile – neben dem Essbesteck noch die kleinen Messerchen für Butter und Käse, kleine Vorlegegabeln, Sardinenheber, Saucenlöffel, Vorlegesets, Salatbesteck, Käsehobel und -messer, etc.
Das versammelte Käse-Trio:
Mokka-, Cocktail-, Tee-, Dessert- und Suppenlöffel (der Cocktaillöffel hat dieselben Dimensionen bei Griff und Laffe wie der Mokkalöffel, der Hals ist aber viermal so lang):
Salatbesteck:
Vorlegebesteck in der Originalbox:
Im Jahr 2010, zum 220jährigen Jubiläum von Hackman, wurde Gardbergs Lion-Entwurf mit schwarzen Griffen wieder aufgelegt. Die Neuedition unterscheidet sich deutlich vom Original, sowohl was Umfang, Länge, Form als auch Material angeht
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1958, Opus
Tias Eckhoff (1926-2016, N) für Lundtofte (DK): Viereckige Griffe aus Kunststoff (schwarz, Perlmuttimitat,…) oder wie hier aus Edelholz (Palisander):
Die Silhouette ist schlank, was vor allem dem schmalen Griff geschuldet ist. Sein Querschnitt ist rechteckig mit leicht gerundeten Kanten, bei den Vorlegeteilen ist er deutlich breiter.
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ca. 1960er, Mod. 1400 / Oslo
Entwurf von Jonas Helle (Dank an Heinrich Averwerser für diese Information). Die Firma Helle (N) wurde 1932 von den beiden Brüdern Steinar und Sigmund Helle gegründet. Ursprünglich wurden nur Arbeitsmesser erzeugt, und auch heute ist die Produktion rein auf Arbeitsmeser beschränkt. Doch es gab eine Periode, in der auch Tafelbestecke hergestellt wurden wie dieses mit Teakgriffen:
Das Besondere am Messer ist seine Multifunktionalität: Die gerundete Seite eignet sich gut als Butter- oder Fischmesser…
…mit der gezahnten Seite lässt sich gut schneiden:
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ca. 1960, Meny
Werksentwurf von Karlsson & Nilsson (S): Eine all in one-Gabel, mit leicht angeschliffener linker Kante, laffenartiger Wölbung, und zwei Zinken. Für jene Momente, in denen man in der einen Hand den vollen Teller hält und in der anderen gleichzeitig Messer, Gabel, Löffel bräuchte…
Diese Imbiss- oder Partygabeln (vickningsgafflar) wurden von allen namhaften Besteckherstellern in zahlreichen Varianten produziert, so auch von Gense:
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ca. 1960, Piruett
Pierre Forrsell (1925-2004, S) für Gense (S): Piruett blieb eine Partygabel, es kam nie zu weiteren Besteckteilen.
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1961, Spectra
Pierre Forrsell (1925-2004, S) entwarf für Gense (1856 gegr. und damit Schwedens älteste noch aktive AG) u.a. das Besteck Spectra:
Das Besteck war äußerst umfangreich, einen Großteil davon zeigt das folgende Foto (v.l.n.r.): Saucenlöffel, Limonaden-/Cocktaillöffel, Partygabel, Teelöffel, kleine Gabel, kleines Messer, Dessertlöffel, Vorspeisengabel, Vorspeisenmesser, Suppenlöffel, Tafelgabel, Tafelmesser, Fischmesser:
Die Griffausformung war namensgebend – Spectra, angelehnt an die Spektralfarben, in die man mit Hilfe eines Glasprismas das Licht zerlegen kann.
Einige Messergrößen haben Hohlhefte, wurden also aus mehreren Teilen zusammengesetzt, deren Stahllegierungen sich unterscheiden. Die eingesetzten Klingen, bei denen Härte wesentlich ist, wurden in aufwändigen und entsprechend kostspieligen Arbeitsgängen geschmiedet und gehärtet, geschliffen und poliert. Die Holhlhefte wurden aus zwei Halbschalen zusammengesetzt, Klinge und Heft schließlich mit einem Spezialzement zusammengefügt. Durch Polieren wurden die Nahtstellen an den Heftseiten geglättet. Die Messergriffe sind auf Ober- und Unterseite gleich ausgeformt.
Im Gegensatz dazu haben die in der Monoblockvariante gefertigten Gabeln, Löffel und auch einige der kleineren Messer sowie die Fischmesser sozusagen Griffe mit einem Negativ und einem Positiv:
Ein all-in-one Besteckteil ist die Partygabel: Eine kleine, handliche Gabel mit zwei Zinken, bauchiger Laffe zum Aufnehmen von Saucen, und mit leicht ange- schliffenen Kanten zum leichteren Zerteilen der Speisen. Ideal, um auf Parties mit dem Teller in der einen Hand (oder auf den Knien balancierend) und dieser Gabel in der anderen den Hunger zu stillen:
Eingeführt wurde Spectra mit diesem Inserat (gefunden in der Designzeitschrift form, Nr. 7-8/1961, S. 428):
Spectra wird hier als die große Gense-Neuigkeit des Jahres präsentiert. Auf die Vorzüge des Hohlheftes – gute Griffigkeit bei gleichzeitig federleichtem Gewicht – wird in einem eigenen Info-Kästchen eingegangen.
Bei der Verpackung blieb Gense seiner Linie treu: Kartons mit Sichtfenster, innen gelb, außen grün, und eingesetzt für alle damals erhältlichen Bestecke der Firma:
Beigelegt fand sich ein Zettelchen mit der Qualitätsgarantie:
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1961, Maya
Tias Eckhoff (1926-2016, N) für Norsk Stålpress (N)
Die Neuauflage aus dem Jahr 2000 wurde deutlich in die Länge gezogen, um sich unseren aktuellen Essgewohnheiten anzupassen.
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1963, Lido
für A. P. Bergs Sølvvarefabrik A/S
Lido heißt dieses versilberte Besteck, das von A. P. Bergs Sølvvarefabrik in Assens auf der dänischen Insel Fünen produziert wurde:
A. P. Bergs Sølvvarefabrik existierte von 1962-1983.
Hier die Tafel- und Menügrößen samt Salatgabel, Kuchengabel, Kaffeelöffel und Saucenkelle:
Die Griffe der Löffel und Gabeln bekamen das Kreuzmuster nur auf die Oberseite eingraviert, die Hohlhefte der Messer sind beidseitig damit verziert:
Der Designer hinter diesem Entwurf ist unbekannt. Der kleine Soldat mit dem „B“ war A. P. Bergs Stempel. Die Messerklingen aus rostfreiem Edelstahl stammen vom dänischen Klingen- und Besteckhersteller Lundtofte:
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ca. 1960er, Savoy
Henning Seidelin (1904-1987) entwarf für Povl Frigasts Silberbesteckmanufaktur Frigast (1915 gegründet, bis 1976 aktiv) etliche Bestecke. Hier sein Entwurf Savoy:
Abgebildet sind der Kaffeelöffel, die Menügröße samt Dessertlöffel und die Tafelgröße mit dem stark gemuldeten Bouillonlöffel:
Die Messer haben Hohlhefte, die Griffe sämtlicher Teile wurden sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite mit einer Streifentextur versehen.
Die nach unten schmal zulaufenden Griffe und ihren leichten Schwung zu den Enden hin hat Savoy mit Cheri gemeinsam. Auch die Kellen der Gabeln und Löffel sowie die Messerklingen unterscheiden sich nicht sehr von jenen des Entwurfs Cheri.
Bis 1976 wurde das Besteck von Frigast produziert, heute ist es im Sortiment des traditionsreichen schwedischen Herstellers Mema/GAB. Alle hier abgebildeten Teile stammen noch aus dänischer Produktion und sind entsprechend gemarkt:
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ca. 1960er, Cheri
Henning Seidelin (1904-1987) für Frigast (1915 gegründet, bis 1976 aktiv). Zu sehen ist hier sein Entwurf Cheri:
Abgebildet ist die Menügröße sowie einige der zahlreichen Vorlegeteile:
Die Griffe sind rundum facettiert gearbeitet. Für den „Kragen“ ließ sich Seidelin von frühen mediterranen Kulturen inspirieren, die Assoziation mit antikem Halsschmuck der Ägypter liegt nahe:
Die Messergriffe sind Hohlhefte und wie auch die anderen Griffe vieleckig ausgearbeitet:
Povl Frigasts Silberbesteckmanufaktur Frigast war 1915 gegründet worden und unter eigenem Namen aktiv bis 1976, als das Unternehmen schließlich vom schwedischen Besteckhersteller Gense gekauft wurde. Die hier abgebildeten Teile sind noch alle mit Frigast gemarkt und stammen somit aus einer frühen Produktion.
Das Muster ist nach wie vor in Produktion, es wird heute von der schwedischen Silbermanufaktur Mema/GAB hergestellt, die zum Gense-Konzern gehört.
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ca. 1960er, Farina
Henning Seidelin (1904-1987) für Frigast (1915 gegründet, bis 1976 aktiv). Hier ist sein Entwurf Farina zu sehen, abgebildet sind die Menügröße…
…und einige Vorlegeteile, Buttermesser und Zuckerlöffel:
Farina ist ein dänisches Besteckmuster, es ist auch unter der Bezeichnung „Zweierturm“ bzw. Zwei Türme“ bekannt. Ursprünglich von Frigast produziert, übernahm später Dansk Krone Sølv das Muster. Heute wird es nicht mehr hergestellt.
Die Klingen kamen u.a. von Raadvad (DK) und aus Solingen:
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1963, Polar
Ilmari Tapiovaara (1914-1999, SF) Hackman (SF):
Hier noch die früheste Ausführung mit eckigen Messergriffen, die später abgerundet wurden:
Der Knick im Messerhals nimmt den Essenden das Abspreizen des rechten Ellenbogens ab – man legt beim Schneiden automatisch den Arm an den Körper. Außerdem erleichtert er das Zerlegen von Fisch. Dieser Knick wurde auch für Fluglinienbesteck eingesetzt, wodurch den Essenden der benachbarte Ellenbogen in den Rippen erspart blieb…
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1967, Savonia
Adolf Babel (*1934, D) für Hackman (SF): Laut Herstellerfirma ist Savonia das weltweit am meisten gekaufte Besteck.
Die Abwandlung des Besteckes mit schwarzen Kunststoffpaneelen und Messingnieten von 1978 hieß Kievari (finnisch für Gasthaus), der Name der Savonia-Variante mit Prägemuster ist mir nicht bekannt:
1968, Pantry
Henning Seidelin (1904-87, DK) für Frigast (DK), ab 1976 dann von Gense (S) produziert:
Teelöffel, Dessertlöffel, kleine Gabel, Tafellöffel, -gabel und -messer:
Die Holzständervariante mit 5 Nägeln:
Vorlegeteile: Fleischgabel, Suppenkelle, Saucenlöffel, Vorlegelöffel, Salatgabel und -löffel, Vorlegegabel:
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1970, Largo
Ib Bluitgen (1921-2013, DK) für Lundtofte (DK):
Mokkalöffel, Teelöffel, Menügröße Löffel, Gabel, Messer, Tafelgröße Löffel, Gabel, Messer, Fischmesser:
Und hier noch der Vorlegelöffel und eine kleine Vorlegegabel:
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1972, AJ Salatbesteck
Arne Jacobsen (1902-1971, DK) für Stelton (DK):
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ca. 1971, Diné
Signe Persson-Melin (*1925, S) für BodaNova (S):
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frühe 1970er, Dandy
Signe Persson-Melin (*1925, S) für BodaNova (S):
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frühe 1970er, Bauernbesteck/Landhaus 2300
Jørgen Dahlerup (1930-2015, DK) für Wüsthof Dreizackwerk (D):
Auch eine Ausführung mit identisch geformten, schwarzen Kunststoffgriffen wurde angeboten.
Deckt man die Griffe ab und betrachtet also nur die Stahlteile, würde man eher ein Monoblock-Besteck vermuten:
Doch nein, hier wird eine Einfachheit mit einer weiteren kombiniert, gestanzte und geformte Stahlteile – damals sehr zeitgemäß und modern – mit bäuerlich und also traditionsbehafteten, rustikal anmutenden Holzgriffen. Quasi die Synthese aus Moderne und Tradition.
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1970er, Besteck für Menschen mit Greifbeschwerden
DesignerIn unbekannt, Hersteller Swereco (S): Hat man rheumatische, gichtige oder anders beeinträchtigte Hände, sind die gängigen Bestecke schwer handzuhaben: Die Griffe sind zu flach, zu dünn, zu kalt, die Bestecke zu schwer, zu leicht, zu lang, zu gerade,… In den frühen 1970ern beschäftigten sich etliche IndustriedesignerInnen mit Besteckentwürfen für besondere Bedürfnisse. Dieses Beispiel hier hat abgeflachte Griffe, wodurch es gut in der optimalen Position in der Hand bleibt. Die Messerklinge ist so angesetzt, dass das Messer mit dem Rücken nach oben ausgerichtet ist, so, wie man es zum Hantieren halten wird. Es gibt eine leichte und eine schwerere Ausführung. Löffel und Gabel können am Hals in die gewünschte Abwinkelung gebogen werden. Das ist möglich, weil die flachen Metallteile um 90° gedreht eingesetzt und dann wieder um 90° verdreht wurden. Ein Entwurf, der ebenso simpel wie raffiniert ist – und die Erleichterung des Essens ist enorm.
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Mitte der 1970er bis ca. 1981, Holiday II
Henning Koppel (1918-1981, DK) für Georg Jensen (DK):
Zum Vergleich: Strata und Holiday II:
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frühe 1970er bis ca. 1986, Mango
Nanny Still (1926-2009, SF) für Hackman (SF):
Mango wird seit 2006 von Iittala wieder aufgelegt, jedoch mit weniger Teilen.
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1980er, Holiday
Karl-Axel Andersson (*1949, S) und Morgan Ferm (*1952, S) für Gense (S): Camping- oder Picknickbesteck mit Kunststoffgriffen in einer zylindrischen Dose:
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1985, Appetite
Rolf Sinnemark (*1941, S) für NilsJohan (S): Edelstahlbesteck, Made in Korea:
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1991, Nobel
Gunnar Cyrén (1931-2013, S) für Gense (S, bzw. Yamazaki: Der japanische Hersteller produziert u.a. im Auftrag von Gense): Für das 90-Jahrjubiläum der Nobel-Preisverleihung 1991 wurden die Keramikerin und Porzellan-Designerin Karin Björquist, die Textilkünstlerin Ingrid Dessau und Gunnar Cyrén gebeten, den Table Top des jährlichen Nobel-Bankettes am 10. Dezember neu zu entwerfen. Cyrén entwarf sämtliche Gläser, Karaffen, Kerzenhalter, Messerbänkchen sowie das Besteck:
Es existieren natürlich außer der Tafelgröße noch die Vorspeisen- und Dessertgröße, Buttermesser, Vorlegeteile, und einiges davon auch vergoldet:
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1995, EM
Erik Magnussen (1940-2014, DK) für Stelton (DK):
Was einerseits ein Vorteil von Monoblock-Bestecken sein kann – seine Flachheit – kann manchmal nachteilig in der Handhabung sein, da absolut flach und gerade gearbeitete Teile schwer vom Tisch aufzunehmen sind. Dieser Punkt ist eine der Herausforderungen im Entwurf. Magnussen hat die Aufgabe so gelöst, dass er die Griffe leicht gewölbt hat:
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2006, Appetize
Nedda El-Asmar (*1968, BE) für Gense (S):
Hier neben der Tafel- und Menügröße noch der Combi Stick sowie das zweiteilige Appetizer-Set:
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